Mafia-Anwalt und Spielerberater: Bella Italia

Palermo ist in Aufruhr. Der Spielerberater Trapani sagt aus - weswegen noch einige Enthüllungen über das Verhältnis von Fußball und Mafia bevorstehen dürften.

Maurizio Zamparini, Präsident von Unione Sportiva Palermo, will nichts von Trapanis Machenschaften gewusst haben. Bild: dpa

PALERMO taz Marcello Trapani wollte gern der neue Luciano Moggi sein: der Mann, der den Spielermarkt in der Serie A dominiert. Während dem Ex-Juve-Manager das Prädikat des Fußball-Paten nur symbolisch angeheftet wurde, kommt der 38-jährige Spielerberater Trapani aus dem Dunstkreis der echten Mafia. Er war als Anwalt des vor zwei Jahren gefassten Mafia-Bosses Salvatore Lo Piccolo tätig. Die Staatsanwaltschaft Palermo wirft ihm selbst mafiose Delikte vor. Er soll finanzielle Transaktionen mit Mafia-Geldern im norditalienischen Chioggia unternommen haben.

Sein Engagement im Fußball begann Trapani allerdings nicht im großen Stil. Er engagierte sich zunächst im Nachwuchssektor. Er brachte ein paar junge Spieler beim Erstliga-Club seiner Heimatstadt Palermo unter. "Das ist hinter meinem Rücken geschehen", verteidigte sich Club-Besitzer Maurizio Zamparini gegenüber der Lokalausgabe der Tageszeitung Repubblica. Er erklärte: Die Spieler hatten gar nicht das erforderliche Niveau. Es könnte sich um einen Gefallen gehandelt haben. Trapani hatte zudem einen Millionendeal ins Ausland vorbereitet, der jedoch geplatzt war.

Momentan kann Trapani allenfalls Tischfußball mit zusammengerollten Papierkügelchen spielen. Er sitzt im Gefängnis - und plauscht seit einigen Wochen mit den Staatsanwälten. Zu berichten hat er einiges: Er erzählte ihnen, wie er Gratiskarten für die Heimspiele besorgt hatte. Diese wurden zum Teil unter den fußballaffinen Mafiosi des Lo-Piccolo-Clans verteilt. Der größere Teil der ca. 300 Tickets pro Spiel ging in den illegalen Verkauf. Trapani erklärte jüngst, Palermo hätte mindestens zwei Spiele der Saison 2002/2003 gekauft. Für die Rosaneri ging es damals um den Aufstieg in die Serie A.

Im Club ist man geschockt über diese Vorwürfe. "Es handelt sich bislang nur um Äußerungen dieses Herrn. Wir gehen den Dingen aber auf den Grund. Sie sind mit unserer Geschäftsethik nicht vereinbar", hieß es gestern in der Geschäftsstelle. Der Verband FIGC sieht momentan noch keinen Anlass, ein Verfahren wegen Sportbetrugs einzuleiten. "Wir warten erst offizielle Erklärungen ab", erklärte die Pressestelle. Interessant ist, dass die Hinweise auf die gekauften Spiele von einem Vertreter der klassischen Mafia kommen.

Wegen des Verfolgungsdrucks auf die organisierte Kriminalität bröckelt dort die Omertà stärker als im Fußballmilieu. Betrügerische Fußballmanager müssen nun fürchten, dass ihre Machenschaften über umgedrehte Mafiosi ans Tageslicht kommen. Inwieweit die Mafia direkt in den Fußball investiert hat, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen. Bekannt ist nur das Interesse der Cosa Nostra, am Stadionbau in Palermo mitzuverdienen.

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