Wales schreibt WM-Chancen ab: "Sie haben uns erwischt"

Die Waliser begraben mit einem 0:2 gegen Finnland ihre WM-Hoffnungen, wollen aber dafür Deutschland schlagen.

Die Zuschauer pfiffen Trainer John Toshack aus, er hörte es nicht. Bild: ap

DUBLIN taz Aus und vorbei, gab der walisische Mannschaftskapitän Craig Bellamy am Samstag zu. Sein Team hatte zu Hause, im Millennium-Stadion von Cardiff, mit 0:2 gegen Finnland verloren. "Es war ein Spiel zwischen zwei schlechten Mannschaften", sagte Bellamy. "Wie es weitergeht, weiß nur Gott. Uns stehen noch eine Menge Spiele bevor, und wir müssen so viele Punkte holen, wie wir können, aber es ist immer dasselbe: Wir sind aus dem Rennen." Den Finnen räumt er allerdings auch keine Chance ein, sich für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu qualifizieren. "Die Finnen haben keine gute Mannschaft", sagte er. "Das ist eine Tatsache. Ich finde, wir waren besser, obwohl wir verloren haben."

Der walisische Trainer John Toshack war dagegen auch nach den Gegentoren von Jonatan Johansson (42. Minute) und Shefki Kuqi (90.+1) noch voller Hoffnung. "Bellamy ist enttäuscht, weil er selbst nicht gut gespielt hat", sagte er. "Er weiß, dass wir hätten gewinnen können." Aber noch sei nicht aller Tage Abend. "Wir können uns zusammenreißen, das haben wir in der Vergangenheit bewiesen", sagte er optimistisch. "Es sind noch fünf Spiele zu absolvieren. Ich bin nicht wütend. Ich versuche nur zu verstehen, warum die Leute nicht so gut spielen, wie sie es eigentlich können. Aber das muss man ihnen nicht sagen, die Spieler sind sehr enttäuscht."

Robert Earnshaw, der nach 71 Minuten als zweiter Stürmer eingewechselt wurde, findet auch, dass Deutschland am Mittwoch an gleicher Stelle besiegt werden könne. "Wir müssen aus dem Spiel lernen", sagte er. "Wir müssen unsere Leistung gegen die Deutschen erheblich steigern. Es wird schwer, aber wenigstens kommt das Spiel so schnell, dass wir nicht Monate auf unsere Chance warten müssen, um die Sache wieder gutzumachen."

Earnshaw erinnert sich noch gerne an das Spiel gegen Deutschland vor sieben Jahren. Es war sein Länderspieldebüt, und er erzielte das einzige Tor des Abends. Es war allerdings auch das bisher letzte Tor der Waliser gegen Deutschland. "Ich denke immer noch oft daran, und ich werde viel darauf angesprochen", sagt Earnshaw. "Es war das größte, was mir passieren konnte. Es ist, als ob es vor zwei Wochen war." Er blieb damals bis vier Uhr nachts auf und trank Unmengen Tee, um das Gefühl des Siegtores auszukosten. "Es gibt keinen Grund, warum wir Deutschland nicht erneut schlagen können", findet er. "Das Spiel von damals sollte eine Inspiration sein." Es war aber lediglich ein Freundschaftsspiel.

Die Waliser waren vorgestern gegen Finnland zwar überlegen, spielten aber keine Chance heraus und wurden zwei Mal ausgekontert - das erste Mal kurz vor der Pause durch Jonatan Johansson, dem Bellamy vor dem Spiel bescheinigt hatte, nicht gut genug zu sein, um Tore zu erzielen. "Das erste Tor ist so wichtig in solchen Spielen", sagte Toshack, "und sie haben uns erwischt."

Der Trainer hatte sich in der Vergangenheit öfter beschwert, dass nicht genügend Fans zu den Heimspielen kommen. Diesmal waren immerhin 22.000 im riesigen, mehr als drei Mal so viele Zuschauer fassenden Millennium Stadium erschienen, aber die pfiffen Toshack nach dem Spiel aus. Er habe das gar nicht gehört, sagte Toshack später erstaunt, obwohl es kaum zu überhören war. "Wir sind dankbar für die Unterstützung der Zuschauer", sagte er, "aber ich muss mich bei ihnen entschuldigen, dass wir sie nicht zufriedener nach Hause schicken konnten."

Ein walisischer Sieg gegen Deutschland würde Schockwellen rund um den Fußballplaneten senden, glaubt Sam Ricketts, der gegen Finnland verletzt zuschauen musste, am Mittwoch aber wieder fit sein wird. "Aber ein Erfolg würde keineswegs unsere Qualifikation garantieren", fügte er wohlweislich hinzu. "Doch selbst wenn wir uns nicht qualifizieren sollten, käme uns ein Sieg über diese große Fußballnation bei der nächsten Qualifikationsrunde in zwei Jahren zugute."

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