MARKO MARIN, WERDER-NEULING
: Das Dribbel-Ungeheuer

■ wuchs in Frankfurt-Höchst auf. Geboren wurde er im heute bosnischen Bosanska Gradiška.Foto: dpa

Der meistgesprochenen Satz bei Interviews mit deutschen U 21-Nationalspielern lautet derzeit: „Ich konzentriere mich ganz auf die Europameisterschaft“ – und eben nicht auf Machtkämpfe im Heimatverein HSV, Unruhen im Heimatland Iran oder gar auf Wechselgerüchte um die eigene Person. Besonders Marko Marin versicherte tagelang jedem, das Hickhack um seinen Wechsel von Mönchengladbach nach Bremen kümmere ihn nicht im Mindesten. Aber ausgerechnet, als der Deal in trockenen Tüchern war, versiegte der unbekümmerte Wortfluss des Spielers mit dem Lausbubengesicht.

„Marko, wir warten alle auf dich, nur einen Satz!“, brüllte der ARD-Reporter dem grußlos vorbeieilenden Marin auf dem Göteborger Trainingsplatz über die Sicherheitsabsperrung zu. Vergeblich: Der 20-Jährige taucht immer dann auf oder ab, wenn man nicht damit rechnet. Er ist das genaue Gegenstück zu seinem Trainer, dem grobschlächtigen Kopfballungeheuer Horst Hrubesch: ein feinnerviges, sensibles Dribbel-Ungeheuer.

Genauso überraschend wie im Strafraum des Gegners tauchte der damalige Zweitliga-Spieler im vorläufigen Kader zur Fußball-Europameisterschaft 2008 auf. Vor der U 21-EM in Schweden wurde er von der italienischen Presse gar zum „El Messi Aleman“ hochstilisiert, um während der deutschen Spiele öfter die Frage aufzuwerfen: „Wo ist eigentlich Marin?“

Zu oft wird er fast eins mit der Außenlinie, an die ihn sein Trainer im merkwürdigen deutschen Spielsystem ohne Stürmer versetzt hat. Zu spät kommt bislang die Einsicht: „Ich hätte den Ball vielleicht mehr fordern sollen.“ Der jüngste Spieler im deutschen Kader, der von seiner serbischen Großfamilie bestens behütet wird, muss seine Rolle erst noch finden. Die des ewigen Lausbuben ist anderswo in besten Händen: bei Schweini und Litti.

Unbekümmert sein, das wird für Marko Marin auf Dauer nicht ausreichen – auch in Bremen nicht. RALF LORENZEN