Grätschen und lange Bälle sind seine Sache nicht

FUSSBALLNACHWUCHS Robert Labus, 16-jähriger Europameister und talentierter Innenverteidiger der B-Jugend des HSV, hat in den letzten Jahren hart an seiner Technik gearbeitet. Ob er wirklich Profi werden will, weiß er trotzdem noch nicht sicher

„Hej Robert, schön, dich zu sehen“, sagt der Ober des „Freischwimmer“ in der Fruchtallee. Hände schütteln. Robert hat mal am Kleinen Schäferkamp gewohnt, deshalb kennt er den „Freischwimmer“ und hatte sich beim Eimsbütteler TV beworben. „Aber die haben nur Fünfjährige genommen, da bin ich zum FC St. Pauli gegangen, da durfte man schon mit vier kicken.“ Hat Spaß gemacht, das Kicken bei Pauli, ab D-Jugend wurde es etwas ernsthafter. Anfang der B-Jugend verließ Labus den FC St. Pauli. Inzwischen lebt Familie Labus etwas außerhalb, und auch sonst hat sich manches verändert.

Robert Labus ist 16 Jahre alt, über ein Meter achtzig groß, Innenverteidiger der B-Jugend des Hamburger SV, mit der deutschen U 17-Nationalmannschaft Europameister geworden. Das Finale gegen die Niederlande mit 2 : 1 gewonnen.

Vor ein paar Tagen hat Labus den Hamburger Pokal gegen die B-Jugend des FC St. Pauli geholt. Gegen Pauli hatte er es mit Janiel Hoilett zu tun, dem Bruder des 19-jährigen Pauli-Profis David Hoilett. Auch in diesem Spiel versuchte Labus alle Herausforderungen „spielerisch zu lösen“. Grätschen, sagt er, „ist nicht meine Sache“. Lange Bälle nach vorne zu hauen auch nicht. Er spielt nicht wie Bastian Reinhardt, den er „steif und unbeweglich“ findet. Labus agiert modern: „Schnell, wendig, offensiv.“

Beim DFB darf er nicht so oft nach vorne. „Da wird viel Wert darauf gelegt, die Laufwege einzuhalten“, sagt er. Da kann man natürlich keine Tore schießen – als Innenverteidiger. Oder doch – bei Standards. Labus hat sein erstes DFB-Tor bei der EM gemacht, nach einer Ecke, mit dem Kopf.

Beim DFB wurde hart an der Taktik gearbeitet, zwei Jahre lang, wenn er es genau überlegt. Per Video und auf dem Platz mit Trainer Marco Pezzaiuoli. „Ich weiß jetzt, wie ich mich zu bewegen habe“, sagt Labus.

Die nächsten beiden Jahre entscheiden, „ob Profi oder nicht“, sagt er. Das aber nicht nur an ihm, sondern auch am Trainer der HSV-Profis. Labus’ Vertrag läuft noch ein Jahr. Freund Shkodran Mustafi, der andere B-Jugend-Innenverteidiger des HSV, ebenfalls Europameister, ist schon weg. Zum FC Everton.

Die Jungs haben sich genau angeguckt, was diese Saison bei den Profis gelaufen ist. Mit dem Stürmer Tunay Torun, dem größten Talent des Hamburger Fußballs der vergangenen Jahre. „Ich hab mir gesagt: Wenn der es nicht schafft, wer dann?“ HSV-Trainer Martin Jol gab Torun keine Chance. „Der wollte nur fertige Spieler, nur Stars“, sagt Labus. Jol hat nie ein Spiel der B-Jugend gesehen, weiß Labus. Das sei in Bremen anders, da gucke sich Thomas Schaaf regelmäßig Spiele der Nachwuchsmannschaften an. „Ich hoffe“, sagt Labus, „dass es unter dem neuen Trainer besser wird“. Er hofft es, aber er rechnet nicht damit. Wenn er träumt, dann von England. Aber erst mal Abi machen, und es beim HSV versuchen. ROR