DAILY DOPE (393)

Eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis das Geständnis des deutschen Radprofis Patrick Sinkewitz von der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) an den Internationalen Radsportverband weitergeleitet worden ist. Und endlich erfährt auch die Öffentlichkeit, warum der Mann, dessen positiver Doping-Befund (Testosteron) während der Tour de France 2007 bekannt wurde, in den Genuss der Kronzeugenregelung gekommen ist und statt der üblichen zwei Jahre nur ein Jahr aussetzen musste. Sinkewitz gab nicht nur zu, 2006 nach dem Prolog der Tour de France mit zwei weiteren Fahrern des früheren T-Mobile-Teams Blutdoping in der Uniklinik Freiburg unter Anleitung der Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid vorgenommen zu haben. Er machte auch detaillierte Aussagen über das Dopingprogramm beim Rennstall Quickstep, für den er von 2001 bis 2005 unterwegs war.

Der 29-Jährige sagte, dass ihm die Teamärzte vor wichtigen Rennen Kortison injiziert haben. Von den Ärzten habe er zudem Synacthen, Wachstumshormone sowie das Blutdopingmittel Epo erhalten. Sinkewitz, der für das polnische Team Whirlpool wieder Rennen fährt, berichtete zudem von einem geheimen Trainingslager des Teams in Andalusien, in dem die Fahrer mit Dopingmitteln und einem detaillierten Einnahmeplan ausgestattet worden seien. Warum die Wada die Aussagen so lange nicht weitergeleitet hatte, wollte Wada-Generalsekretär Davon Howman nicht erläutern. Dem Team Quickstep und seinem Chef Patrick Lefévère, der versucht, vor dem Sportgericht des Nationalen Olympischen Komitees Frankreichs ein Startrecht des wegen Kokainmissbrauchs bei der Tour de France unerwünschten Sprinters Tom Boonen zu erwirken, drohen zunächst keine Konsequen- zen aus Sinkewitz’ Aussage.(taz, dpa)