Dominant in der Krise

SERIENSIEGER (3) Köllerbacher Blumenkohlohren ringen mit ihren Ost-Importen alle Gegner nieder

Eine bekannte Randerscheinung beim Ringen ist das sogenannte Ringerohr, auch bekannt unter der Bezeichnung Blumenkohlohr. Durch Blutergüsse am Ohr stirbt der Knorpel ab und das Ohr bleibt deformiert – wahrlich kein schöner Anblick! Zwar gibt es zur Vermeidung des Ringerohrs spezielle Ohrenschützer, doch gilt die Verletzung unter den Sportlern auch als eine Art Statussymbol.

Die Ringer des KSV Köllerbach haben derartige Einschüchterung des Gegners gar nicht nötig. Bei ihnen sorgt schon die Nennung des Vereinsnamens für Angst und Schrecken bei den meisten Gegnern. Immerhin ist der Kraftsportverein Athletik Einigkeit Köllerbach-Püttlingen seit drei Jahren immer Deutscher Meister geworden, zuletzt im Januar 2009. Gegner in den Finalserien war jeweils der Luckenwalder SC, der sich in den vergangenen Jahren damit so etwas wie den Titel des „Serien-Vize“ erarbeitet hat.

Auch für die Ende August beginnende Saison 2009/2010 gehören die Köllerbacher wieder zu den Favoriten. Dass diese Saison überhaupt ausgetragen werden kann, stand lange Zeit auf der Kippe: Nach dem Rückzug von vier Vereinen stand die seit 1963 bestehende Ringer-Bundesliga vor der Zerreißprobe. Der Deutsche Ringer-Bund beschloss eine Reduzierung von drei auf zwei Vorrundengruppen – damit einher ging allerdings auch eine Erhöhung der Kampftage in der regulären Saison von 12 auf 18. Da die Ringer in den deutschen Spitzenclubs kein Festgehalt bekommen, sondern pro Kampftag bezahlt werden, stand den Vereinen eine enorme zusätzliche finanzielle Belastung ins Haus. Auch in Köllerbach: „Dies wird zur Folge haben, dass einige unserer besten Ringer nicht bei jedem Kampftag eingesetzt werden“, so Hilmar Rehlinger, der Klubvorsitzende.

In Köllerbach (und eigentlich bei allen Bundesligisten) gehören vor allem die Ringer aus den früheren Ostblockstaaten zu den Leistungsträgern. Ismail Redzhep zum Beispiel, bulgarischer Meister von 2008. Oder Dimitar Kumchev, der bereits seit sechs Jahren im Saarland unter Vertrag steht. Mit Olympiateilnehmer Kosta Schneider oder dem die gesamte letzte Saison über unbezwingbaren Jan Fischer sind aber auch deutsche Ringer wertvolle Stützen der Meistermannschaft aus dem 8.000-Seelen-Ort.

Der ist übrigens ansonsten überregional vor allem durch das Freiluft-Musikfestival „Rocco del Schlacko“ bekannt, das seit 1999 stattfindet und bei dem in der Vergangenheit unter anderem die Beatsteaks, Fettes Brot oder Mando Diao gerockt haben. Im letzten Jahr fiel das Festival ins Wasser: Auf dem Gelände bildete sich eine tiefe Schlammschicht, die einige Teilnehmer dazu veranlasste, auf dem dreckigen Untergrund miteinander zu ringen. Für eine Aufnahme in den Kader des KSV Köllerbach hat es indes für keinen dieser Catcher gereicht. PHILIP HÄFNER