DFB-Pokalspiel Düsseldorf gegen HSV: Frech wie Lumpi

Mit einem beherzten Auftritt bereitet der Zweitligist Fortuna Düsseldorf dem Hamburger SV große Probleme. Nur im Elfmeterschießen zeigt sich der HSV überlegen.

"Die haben einen Frank Rost im Tor", erklärte sich Düsseldorf-Kapitän Lambertz die knappe Niederlage. Bild: ap

DÜSSELDORF taz | Der Spitzname "Lumpi" ist den Fans des Hamburger SV sehr geläufig. Harald Spörl, der zwischen 1987 und 2001 auf 321 Bundesligaspiele für den HSV kam, wurde während der gesamten Zeit nur so gerufen. Am Montagabend lernten die Hamburger einen zweiten "Lumpi" kennen. Andreas Lambertz hört auch auf den Namen, der in den Katakomben der Düsseldorfer Arena aus allen Richtungen gerufen wurde, als ein dramatisches Pokalspiel zu Ende gegangen war. Lambertz hatte für den letzten Kick gesorgt, denn er traf in der letzten Sekunde der Verlängerung für den Zweitliga-Aufsteiger zum 3:3, so dass es zum Elfmeterschießen kam. Darin zeigte sich der Bundesligist überlegen und gewann mit 4:1. Die Erklärung von Lambertz war: "Die haben halt einen Frank Rost im Tor." Trockene Antworten sind genau das Ding von "Lumpi" Lambertz, dem Kapitän der Fortuna, der wegen Trainingsrückstands nach einer Verletzung erst im Verlauf der zweiten Halbzeit eingewechselt worden war. Lambertz nickte ständig, als ihm ein Reporter diktierte, was im Grunde der Spieler hätte erzählen sollen. Dass die Stimmung so toll war, dass die Fortuna verbissen gekämpft, aber auch ein gepflegtes Konterspiel gezeigt habe. Trotzdem habe es nicht für eine Überraschung gereicht, die Fortuna sei in der ersten Runde ausgeschieden. Lambertz nickte und durfte dann auch einmal etwas sagen: "Wir haben gegen Hamburg gespielt, die Jungs sind nicht zu unterschätzen."

So frech wie "Lumpi" zeigte sich die gesamte Fortuna in ihrem ersten großen Spiel nach etlichen Jahren in den Niederungen. Die Chance, bei einem Millionenpublikum im Fernsehen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, nutzte die Mannschaft. Es dauerte nur eine Sekunde der Enttäuschung, bis die mehr als 30.000 Fortuna-Fans im Stadion nach dem letzten verwandelten Elfmeter von Marcell Jansen begannen, ihre Elf zu feiern.

Die Düsseldorfer trugen die Euphorie, die nach dem Aufstieg entfacht worden war, in die neue Saison herüber. Nun aber lauert die Gefahr. Am Samstag zur Mittagsstunde um 13 Uhr kommt der SC Paderborn zum Ligaauftakt in die Arena. "Das ist ein ganz anderes Geschäft", sagte Andreas Lambertz. Ihm war das Nicken vergangen, weil im Unterton des Reporters mitschwang, dass der SC Paderborn ja nun wirklich kein Hindernis mehr für eine Mannschaft sein könne, die dem Hamburger SV mehr als zwei Stunden lang Paroli bot.

"Wir hatten sie am Rande einer Niederlage. Am Ende entscheidet die Klasse einzelner Spieler, und wenn es im Elfmeterschießen ist", sagte Michael Melka. Der Düsseldorfer Torwart widersprach damit der gemeinhin gültigen These, dass ein Elfmeterschießen Glückssache sei. Nach den Eindrücken von Montag sollte diese These in der Tat einmal gründlich untersucht werden.

Die Hamburger schossen ihre vier Strafstöße hart und platziert ins Tor, zwei von drei Düsseldorfern scheiterten am prächtig reagierenden Frank Rost. Bei der ersten gelungenen Parade hielt das Gesicht des Torwarts den Schuss von Sebastian Heidinger auf. Blut tropfte auf das Trikot des Torwarts, der diesen Zwischenfall geschickt in seine Spielanalyse einbezog: "Wir sind mit einem blauen Auge und einer blutigen Nase davongekommen."

HSV-Trainer Bruno Labbadia durfte einen weiteren Pokalsieg in Düsseldorf feiern. In der vergangenen Saison war er mit Bayer Leverkusen im Ausweichquartier bis ins Endspiel marschiert, während er dort in der Bundesliga mit schwachen Ergebnissen die Flucht nach Hamburg in die Wege leitete. Labbadia ließ wegen des glücklichen Endes Milde mit seiner Mannschaft walten: "Wir haben auch vieles gut gemacht, müssen nur die individuellen Fehler abstellen. Das können wir."

In Gefahr brachten sich die Hamburger aber mehr durch den kollektiven Glauben der Feldspieler, die wesentlich größeren spielerischen Fertigkeiten allein reichten aus, um einen Zweitliga-Aufsteiger zu bezwingen. Selbst die letzten, brachialen Attacken der Fortuna wurden nicht richtig ernst genommen. Dadurch kam "Lumpi" Lambertz zu seinem Tor in der letzten Sekunde, das er gewohnt trocken kommentierte: "Da können wir uns auch nichts für kaufen." Allgemeines Nicken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.