Eine Frage der Perspektive

KRISE Hannover 96 verliert 0 : 1 bei Hertha BSC. Trainer Dieter Hecking versucht sich in Gelassenheit

Gewiss: Hannover 96 hat in dieser Saison bislang in jedem Spiel verloren: Auf das peinliche Ausscheiden im Pokal gegen den Regionalligisten Trier folgte am Samstag eine unglückliche 0 : 1-Niederlage bei Hertha BSC Berlin. Da erstaunte es schon, dass Hannovers Trainer Dieter Hecking an diesem ersten Bundesligaspieltag in den Katakomben des Berliner Olympiastadions kaum Fragen zum Spiel beantworten musste. Nein, nach den ersten 90 Ligaminuten ging es gleich ums Grundsätzliche: um Heckings Arbeit. Und um seinen Posten.

Ob er das Gefühl habe, nun zur Disposition zu stehen, wurde Hecking gefragt. Was die Medien schrieben, antwortete er, könne er nicht beeinflussen. Maßgeblich für ihn seien die Gespräche mit Präsident Martin Kind und Manager Jörg Schmadtke, sagte Hecking. Und setzte hinzu: „Nach einer Leistung wie heute wäre das auch nicht in Ordnung.“

Seine Arbeit wollte der Trainer nicht allein am Ergebnis des 1. Spieltags messen lassen. Und er erinnerte an die zahlreichen dürftigen Auswärtsauftritte in der vergangenen Saison, wo man sich nicht so viele Chancen erspielt habe wie jetzt. Dass der 96-er Coach ausgerechnet um solche Beispiele nicht verlegen ist, macht deutlich, welche Hypothek er mit sich herumträgt.

Für sich genommen war die Darbietung der Hannoveraner gegen harmlose Berliner bescheiden, auch wenn die Niedersachsen das etwas gefährlichere Team stellten. Wie den Gastgebern mangelte es Hannover an Kreativität im Offensivspiel, die großen Chancen wurden von Mikael Forssell (6.) und Mike Hanke (87.) kläglich vergeben. Berlins Gojko Kačar dagegen zeigte in der 82. Minute den „größeren Willen, ein Tor zu erzielen“, wie sogar Hecking befand.

Während die Spieler mit schweren Tagen rechneten, verwies Hecking noch mal auf die dunkle Vergangenheit: „Nächste Woche zu Hause gegen Mainz haben wir denselben Druck wie die letzten acht Monate“, sagte er, „als wir auswärts immer verloren haben.“ JOHANNES KOPP