Onkel Zehs Bauchmuskelgefühl

Erkenntnis im ZDF-„Sportstudio“: Frauen sind nicht so dumm, wie man dachte

Nach den Fußballern Grafite, Zvjezdan Misimovic und René Adler war am Samstag der Fußballer Zé Roberto im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF zu Gast. Da lag es nahe, sich auf eine weitere schöne Grafik einzustellen: Als Symbol für Misimovic, der „Zwetschge“ genannt wird, hatte sich das „Sportstudio“ eine Pflaume einfallen lassen, für René Adler einen Adler und für Grafite eine Tafel Capuccino-Schokolade. Da durfte das Symbol „Großer Onkel“ für Zeh Roberto als quasi sicher angesehen werden.

Aber es war nicht der Spieltag, an dem sich simple Vorhersagen erfüllten: Aufsteiger Mainz holte einen Punkt in Wolfsburg; Bremen gelang in der Nachspielzeit gerade noch ein Unentschieden in Nürnberg; Hamburg verlor zu Hause nach Führung gegen Mönchengladbach. Und auch der letzte sichere Tipp ging nicht auf: Das ZDF erwähnte Zé Robertos Zeh nicht, sondern konzentrierte sich auf seine Bauchmuskulatur. Nur 5,8 Prozent Körperfettanteil!, informierte Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, bevor sie ihn als James-Bond-Darsteller ins Spiel brachte.

Allen, die nun versucht sind, auszusprechen, was man ja wohl mal wird sagen dürfen („Weiber, ahnungslose! Moderiert gefälligst Bodenturnen!“), sei jedoch mitgeteilt: Müller-Hohenstein war im ZDF-Online-Bundesligatippspiel exakt so gut wie der männliche Fußballexperte Rolf Töpperwien. Was man so interpretieren kann, dass sie genauso viel Ahnung hat wie er.

Überhaupt sind Frauen nicht so dumm, wie man dachte. Töpperwien hat das verstanden, und so kann man ihn online vor einem Plakat sitzend sehen, auf dem ein bekanntes Fotomodell abgebildet ist. Darunter steht: „Dr. Gabriele Pauli in den Landtag!“ Nicht nur er traut Frauen einiges zu. Es gab auch schon lange vor Müller-Hohenstein Frauen im „Sportstudio“. Carmen Thomas etwa, mit der es Zuschauer so gut meinten, dass sie ihr Tipps gaben: „Tragen Sie doch einmal solche BHs, die sich auf dem Körper wie nackt ausnehmen!“ Oder: Doris Papperitz, deren erste Sendung – Tassen hoch! – vor genau 25 Jahren lief.

Was man also von Fußball lernen kann, ist, dass nichts gewiss ist: Nicht nur Männer moderieren heute Sportsendungen. Aufsteiger halten in dieser weltbesten unter den belächelten Ligen mit dem Meister mit. Und selbst Zé Robertos Bauchmuskelgefühl kann versagen. Er sagte über die Niederlage seines HSV: „Wir wollten eigentlich gewinnen, haben dann leider verloren.“

Wenn also keine Vorhersage sicher ist, vielleicht wird Franz Josef Jung dann ja auch ein toller Arbeitsminister. Irre, auf welche Ideen einen das „Sportstudio“ bringt. KLAUS RAAB