Afrika-Cup-Halbfinale: Jekyll & Hyde am Nil

Ägypten demontiert Algerien mit 4:0 und kann im Endspiel gegen Ghana zum dritten Mal in Folge Afrikameister werden. Fantasielos war ihr Fußball trotzdem.

Ägyptens Nagy Gedo nach seinem 4:0. Bild: reuters

BERLIN taz | Es war ein großer Auftritt in einem trostlosen Turnier. Mit einem glanzvollen Sieg gegen Intimgegner Algerien zog die ägyptische Fußball-Nationalmannschaft ins Endspiel des Afrika-Cups in Angola ein. Überragender Spieler beim 4:0 in Benguela: Der Dortmunder Bundesliga-Profi Mohamed Zidan bereitete ein Tor vor und schoss eines selbst. Im zweiten Halbfinale besiegte Ghana Nigeria mit 1:0. Am Sonntag (17 Uhr, Eurosport) kann Ägypten zum dritten Mal in Folge Afrikameister werden.

Wieder einmal brillieren die Männer vom Nil beim Championat auf dem eigenen Erdteil, haben sich aber seit 20 Jahren nicht mehr für eine Weltmeisterschaft qualifizieren können. Die WM-Teilnehmer Nigeria, Algerien, Elfenbeinküste, Kamerun und auch Ghana dagegen zeigten, auch wenn sie teilweise weit im Turnier kamen, einen über weite Strecken erschreckend unorganisierten Fußball.

Die Erklärung ist simpel: Die ägyptische Liga ist neben der südafrikanischen die einzige mit international halbwegs konkurrenzfähigen Strukturen. Deshalb spielen die meisten Ägypter, von einzelnen Akteuren wie Zidan abgesehen, zu Hause, wo der Terminplan an den Afrika Cup angepasst ist. Die Profis von Teams wie Elfenbeinküste oder Nigeria verdienen dagegen ihr Geld meist in europäischen Klubs und reisen mitten aus dem laufenden Spielbetrieb an.

Den Zustand, in dem sich der Rest des afrikanischen Fußball bei der eigenen Kontinentalmeisterschaft präsentiert, demonstriert am eindrücklichsten der zweite Endspielteilnehmer. "Es ist unglaublich", sagte Stürmer Asamoah Gyan, der das Siegtor für Ghana erzielte. Dieser Einschätzung kann man sich getrost anschließen: Wie die Westafrikaner mit fantasielosem Destruktiv-Fußball das Endspiel erreicht haben, das grenzt tatsächlich an ein Wunder. Die Mannschaft, die ohne die meisten ihrer großen Stars aus den europäischen Ligen antrat und stattdessen auf eine Riege U20-Weltmeister setzte, mauerte sich ins Finale: Gyan nutzte bereits in der 21. Minute die einzige ernsthafte Chance des Spiels zum dritten 1:0 hintereinander. Trotzdem wähnen sich die Minimalisten nun, so Rechtsverteidiger Samuel Inkoom, "bereit für den Titel".

Wie wenig aussagekräftig das Turnier ist, illustriert die frühe Abreise von Urs Siegenthaler. Der DFB-Chefscout verließ Angola bereits vor den Halbfinal-Spielen. Er glaubt offensichtlich nicht, weitere Erkenntnisse über den deutschen WM-Vorrundengruppengegner Ghana gewinnen zu können. "Zwei Wochen Afrika Cup sind genug", so Siegenthaler.

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