WENN DIE WAHL DES GELÄUFS WELTGESCHICHTE SCHREIBT
: Gärtnern mit einem Wiederholungstäter

freut sich schon aufs Magath-Denkmal

STEFAN OSTERHAUS

Ob sie ihm einen roten Teppich ausrollen werden, dem Manchester-Bezwinger Louis van Gaal? Damit ist wohl eher nicht zu rechnen in der Gelsenkirchener Arena AufSchalke, wenn die Bayern heute zum Schlagerspiel der Bundesliga anreisen. Zwar zollt man dem deutschen Rekordmeister und seinem niederländischen Zampano allerlei Respekt für das Bravourstück gegen die Engländer – aber das war’s dann auch. Und die Bayern wären ihrerseits schon zufrieden, wenn der Untergrund einigermaßen in Ordnung wäre. Tagelang hatten sie nach dem Pokalspiel über den Acker geschimpft und gezetert, was das Zeug hält, dabei hatten sie noch nicht einmal verloren, sondern durch dieses Zaubertor von Arjen Robben in der Verlängerung mit 1:0 gewonnen.

Aber sie haben ja recht, die Bayern, das Geläuf ist ein elender Acker, auf dem sich Schalke prinzipiell besser zurechtfindet, weswegen sich die Münchner nicht für einen Gang zur Deutschen Fußball Liga zu schade waren und petzten. Die DFL solle endlich mal für gute Bedingungen sorgen. Der versteckte Vorwurf an die Bayern: Magath benutze den Rasen wie eine antike Kriegslist. Der Schachspieler weiß, dass die Wahl des Geländes schon manches Mal die Weltgeschichte beeinflusst hat. Im Grunde aber beklagen sich die Bayern nur über den Heimvorteil.

Immerhin demonstrieren sie damit eines: dass sie den Gegner doch recht ernst nehmen. Schalke hat zwar wenig Geld, aber einen teuren Trainer. Spätestens seit der letzten Saison wissen die Bayern, dass es dumm ausgehen kann, wenn der Mann auf der gegnerischen Bank Felix Magath heißt. Den hatten sie einst vertrieben nach zwei Doublegewinnen. Das sah auf den ersten Blick wenig einleuchtend aus, aber es war eine Entscheidung, die gar nicht so falsch war, wie es den Anschein hat. Denn die Magath-Bayern waren von ihrem Trainer platttrainiert worden, und der war mit seinem Latein am Ende. Dass es Magath selber als unehrenhafte Entlassung empfunden haben wird, versteht sich von selbst, weswegen es ihm eine besondere Genugtuung gewesen sein dürfte, die Bayern mal wieder zu vermöbeln, so wie in der letzten Saison, als er beim 5:1 der Wolfsburger den Ersatztorwart einwechselte. Aber so leicht wird es dieses Mal nicht. Denn auf der bayrischen Bank sitzt nicht Jürgen „die ham Muffe“ Klinsmann, sondern Louis van Gaal. Der ist keine Bratwurst, sondern ein Gegner, der weiß, wie man in Gelsenkirchen gewinnt.

Aber dieses Szenario wollen sie sich auf Schalke ja gar nicht ausmalen. Stattdessen erliegt die Stadt dem Wunderglauben an die Fähigkeiten des Trainers. Und der kann auch professionellere Betrachter ereilen: Journalisten, die eigentlich schon alles im Fußball gesehen haben, aber durchs Stadion rennen und pfeifen: „Ich find’ den Magath göttlich.“ Gewänne Magath den Titel, dann wäre er nicht nur ein Meistercoach im Wiederholungsmodus, sondern der Größte Schalke-Trainer aller Zeiten, der noch in Personalunion Vorstandsmitglied und Manager ist. Dass er den Standort, die Größe und die Materialbeschaffenheit der dann zu errichtenden Denkmale selber bestimmen drauf, versteht sich von selbst. Die Frage ist eher, ob nach ihm im Felix-Magath-Stadion je wieder Fußball gespielt werden kann. Da würde selbst Kollege van Gaal neidisch werden. Aber der hat ja wenigstens sein eigenes Wappen.