Konstanz gefunden

EUROCUP Alba Berlin erreicht das Final Four und rehabilitiert den deutschen Vereinsbasketball

BERLIN taz | So entschlossen sah man Albatrosse selten bei der Arbeit. „Mit Herz und Hirn“, wie Trainer Luka Pavicevic zu sagen pflegt, schlug Alba Berlin Hapoel Jerusalem mit 72:59. Und schrieb damit deutsche Basketball-Geschichte: Zum ersten Mal hat ein Verein aus Deutschland das Final Four des Eurocup erreicht, die Endrunde des zweithöchsten Basketball-Wettbewerbs auf europäischer Ebene, vergleichbar mit der Fußball-Europa-League.

15 Jahre ist es nun schon her, dass die Berliner den letzten und bis jetzt einzigen europäischen Pokal in ihrer Vereinsgeschichte hatten gewinnen können, den damals drittklassigen und 2002 abgeschafften Korac Cup. Der Einzug ins Final Four des Eurocup sei mit diesem Erfolg zwar noch nicht vergleichbar, so Alba-Geschäftsführer Marco Baldi: „Aber wenn wir den Titel holen, dann reden wir noch mal neu.“

Wie auch immer der Vorstoß in die Vorschlußrund einzuordnen ist: Alba überzeugte im entscheidenden Viertelfinal-Rückspiel. Die Basketballer aus Berlin ließen ihrem Gegner aus Israel keine Chance und lieferten eine nahezu fehlerfreie Partie ab. Gerade einmal fünf Ballverluste leistete sich die Mannschaft, eine Zahl, die sonst in einem Basketballspiel durchaus mal ein Spieler alleine schafft. Das spricht für Spielkontrolle und Konzentration über 40 Minuten. Eine Konstanz also, die das Team in letzter Zeit hatte gelegentlich vermissen lassen.

Sollte Alba diese Konstanz, nach der man schon die ganze Saison auf der Suche ist, mitnehmen können, dann scheint sogar noch mehr möglich, selbst ein Sieg im Halbfinale des Final-Four-Turniers. Dort trifft Alba allerdings auf das zurzeit sehr stark aufspielende Bizkaia Bilbao, das nach einem Trainerwechsel die letzten sieben Spiele in der spanischen ACB-Liga – der wohl stärksten in Europa – gewonnen hat. Darunter war sogar ein imposanter Auswärtssieg bei Real Madrid.

Das Final Four wird am 17. und 18. April im spanischen Vitoria-Gasteiz ausgetragen. Dort, auf vermeintlich neutralem Boden, erwartet den deutschen Branchenprimus allerdings eine Auswärtsspielatmosphäre: Nur 65 Kilometer beträgt die Entfernung zwischen dem Austragungsort und Bilbao. Im anderen Halbfinale stehen sich Panellinios Athen und BC Valencia gegenüber. ALEKSANDAR ZIVANOVIC