AMERICAN PIE

Seitdem LeBron James sich für die Miami Heat entschieden hat, werfen die NBA-Klubs mit Geld um sich

Hemmungsloser Kaufrausch

Doch, Fußball wurde auch in den USA geguckt. Das WM-Finale sahen sogar noch nicht dagewesene 24,4 Millionen Zuschauer in einem Land, das sich weiterhin weitgehend weigert zu verstehen, warum man zur Ballbehandlung die Füße nimmt, wenn man doch zwei gesunde Hände zur Verfügung hat.

Deshalb beschäftigte ein anderes Ereignis die US-Medien ungleich intensiver als dieses ganz nette Fußball-Turnier in diesem seltsamen Land auf diesem komischen Kontinent. Schließlich gab immerhin ein Basketballspieler kund, wo er demnächst Basketball zu spielen gedenke. Dieser Basketballspieler heißt allerdings LeBron James und ist nach allgemeiner Einschätzung der momentan beste seiner Zunft und verkündete vergangene Woche, dass er Cleveland verlassen und fortan für die Miami Heat auflaufen werde. Der Grund: Der 25-Jährige möchte endlich einen NBA-Titel gewinnen und dazu scheinen ihm die Aussichten in Miami am günstigsten. Denn dort wird James zusammenspielen mit Dwayne Wade, der mit den Heat schon 2006 die Meisterschaft gewann, und dem ähnlich talentierten Chris Bosh, den Miami mit viel Geld aus Toronto nach Florida lotste. Die drei Allstars, in Anspielung auf eine beliebte Fernsehserie aus den achtziger Jahren bereits „Miami Thrice“ getauft, sind nun allerdings zum Siegen verdammt. Alles andere als ein halbes Dutzend Titel in Serie dürfte als Scheitern verstanden werden. Noch haben die neu formierten Heat aber ein Problem: Zwar nimmt James sogar in Kauf, weniger zu verdienen, als er bei seinem bisherigen Club, den Cleveland Cavaliers, hätte bekommen können. Den Heat bleibt trotzdem kaum noch Geld, ihren Kader aufzufüllen. Die Regeln sehen es allerdings nicht vor, dass eine Mannschaft nur zu dritt aufs Parkett gehen darf, selbst wenn es drei Superstars sind wie Wade, James und Bosh. In Miami hofft man nun, ein paar Ergänzungsspieler verpflichten zu können, die nur für das Mindestgehalt spielen. Gelockt werden die dafür mit der Aussicht, in einer Meistermannschaft zu stehen. Wie viele solide Profis sich davon allerdings verführen lassen, ist fraglich: Denn die NBA-Klubs kippen die Dollars gerade lastwagenweise über jeden nicht ganz unfähigen Basketballspieler aus. Das liegt auch daran, dass viele Vereine sich Raum verschafft hatten unter der von der NBA festgelegten Gehaltsobergrenze, um James zu verpflichten. Nun, da der Hauptpreis vom Markt ist, muss das Geld irgendwie anders ausgegeben werden. Die Folge: Auch mittelmäßige Profis bekommen maximal dotierte Verträge.

Eine Entwicklung, die nun auch David Stern auf den Plan gerufen hat. Der NBA-Boss trat vor die Presse, um die Klub-Besitzer zur Räson zu bringen. Die sollten das Geld nicht so hemmungslos ausgeben, zürnte Stern, schließlich hätten alle Franchises in der vergangenen Saison zusammen einen satten Verlust von 370 Millionen Dollar eingefahren. Weil sich auf der Einnahmenseite angesichts einer kränkelnden US-Ökonomie, so Stern, auch mittelfristig kaum etwas verbessern werde, müssten die Klubs auch an den Spielergehältern sparen.

Stern fordert „fundamentale Veränderungen“. Die sollen vor allem die Spieler betreffen, die nicht weiter 57% der Netto-Einnahmen für sich reklamieren könnten, wie es im Vertrag zwischen Liga und Spielergewerkschaft vereinbart ist. Gewerkschaftschef Billy Hunter beschied das Stern’sche Ansinnen bereits erwartungsgemäß mit einem zünftigen „Quatsch“.

Im Gegenzug stellte Stern schon mal eine Aussperrung in Aussicht. 2011 läuft der aktuelle Vertrag aus, dann droht ein Arbeitskampf. Und so sehr der Amerikaner auch seinen Basketball liebt: Übertragungen von NBA-Streikposten bringen einfach keine Quote. THOMAS WINKLER