DAILY DOPE (525)

Sechs Jahre Sperre. Das ist das Urteil der Rechtskommission der Nationalen Anti-Doping-Agentur in Österreich gegen den ehemaligen Langläufer Christian Hoffmann. Schlimm findet der das und sein Anwalt sowieso. Hans-Moritz Pott kann sich nur nicht so recht entscheiden, ob das Urteil so willkürlich ist wie in Russland oder wie in Dschibuti. „Das sind Zustände wie in Russland“, hat er gesagt. Und: „Das ist rechtsstaatlich wie in Dschibuti.“ Verurteilt wurde Hoffmann, Olympiasieger 2002 über 30 Kilometer im freien Stil, wegen zweier Delikte. Zwei Jahre wurde er dafür gesperrt, dass er sein Blut in den Räumen der Wiener Firma Humanplasma hat auffrischen lassen. Dort sollen in den Jahren 2003 bis 2006 um die 30 Sportlerinnen und Sportler zum Zwecke des Blutdopings aus- und eingegangen sein. Weitere vier Jahre Sperre bekam Hoffmann deshalb aufgebrummt, weil er Mitbesitzer einer Blutzentrifuge gewesen ist, mit der er und andere Sportler Eigenblutdoping betrieben haben sollen. Der mittlerweile 36-jährige Hoffmann, der seine Karriere längst beendet hat, will gegen das Urteil Berufung einlegen.

Seine Goldmedaille von 2002 darf Hoffmann behalten, auch wenn im aktuellen Verfahren wieder jene Blutbeutel und Spritzen zur Sprache gekommen sind, die im Quartier des österreichischen Langlaufteams in Salt Lake City gefunden worden waren und die dem berüchtigten Trainer Walter Mayer einen Olympiabann eintrugen. Müsste Hoffmann – der sich nur Olympiasieger nennen darf, weil der Schnellste im 30-Kilometer-Rennen, der spanische Deutsche Johann Mühlegg, mit einer Epo-ähnlichen Substanz im Blut erwischt wurde – seine Goldmedaille wieder abgeben, ein gewisser Michail Botwinow würde auf den Siegerplatz nachrücken. Auch der gebürtige Russe gehörte der österreichischen Langlaufmannschaft an. Auch er steht unter massivem Dopingverdacht. Derzeit muss er sich vor dem Straflandesgericht in Leoben wegen Falschaussage verantworten. Entgegen anders lautenden Zeugenaussagen behauptet er nach wie vor, nie in den Räumen der Firma Humanplasma gewesen zu sein.

Beim ursprünglich Viertplatzierten des olympischen Rennens, der aktuell auf Platz drei geführt wird, gibt es bis jetzt gar keine Hinweise darauf, dass er jemals in Wien war, um sich Blut abzapfen zu lassen. Eine Chance auf nachträgliches Gold scheint er nicht zu haben.ANDREAS RÜTTENAUER