„Occupy DFB!“

RÜTTENAUER FOR PRESIDENT Der Kandidat belagert die DFB-Zentrale – und stößt durchaus auf Interesse

BERLIN taz | DFB-Präsidentschaftskandidat Andreas Rüttenauer hat seit gestern Vormittag sein Zelt vor der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt aufgeschlagen. Dort tagte das DFB-Präsidium. Auf der Tagesordnung stand die Einberufung des DFB-Bundestags. Am 2. März soll Wolfgang Niersbach zum DFB-Präsidenten gewählt werden, doch Niersbach ließ sich nicht blicken. Sein Auto (Kennzeichen F-WN 2012) stand zwar auf dem Parkplatz, der DFB-Generalsekretär wich aber einer Konfrontation mit Rüttenauer aus. Der droht jetzt: „Occupy DFB!“ Er werde, sagte der 44-jährige Wahlberliner, „so lange vor der DFB-Zentrale ausharren, bis ich bei den Mitgliedern des DFB-Präsidiums Gehör finde“.

An Rüttenauer führt, das zeigen die Reaktionen vieler Fußballfunktionäre vom Freitag, kein Weg mehr vorbei. Der scheidende DFB-Präsident Zwanziger sagte vor der Sitzung im Gespräch mit Rüttenauer: „Ich habe am wenigsten etwas gegen Ihre Kandidatur. Das gehört dazu.“ Allerdings sei der DFB ein „Verbändeverband“, nur die Mitgliedsverbände seien berechtigt, Kandidaten zu nominieren. Auf Rüttenauers Hinweis, dass er sich bereits an die 21 Landesverbände gewandt und dabei auf Interesse gestoßen sei, sagte Zwanziger: „Da sehen Sie, dann warten wir das mal ab.“

Kurz zuvor hatte sich schon Gerhard Mayer-Vorfelder, von 2001 bis 2006 Präsident des DFB, im Gespräch mit Rüttenauer von dessen „Manifest 2020“, einem Plädoyer für die Demokratisierung des Fußballs, sehr angetan gezeigt: „Ich werde mir das mal genauer anschauen“, sagte Mayer-Vorfelder. Auch sein Chauffeur zeigte sich interessiert – genauso wie Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), sowie der ehemalige belgische Weltklassetorwart des FC Bayern, Jean-Marie Pfaff, der aus nicht näher bekannten Gründen am Freitag in der DFB-Zentrale zugegen war. Den insgesamt recht freundlichen Empfang rundete das Angebot einer Sekretärin ab, Rüttenauer Kaffee ans Zelt zu bringen.