Offensichtlich umkämpft

SUPER BOWL Wieder gewinnen die New York Giants ein NFL-Finale gegen die New England Patriots

BERLIN taz | Und Geschichte wiederholt sich doch. Ein Team, das eine tiefe Krise in der Mitte der Saison durchläuft, das daran wächst und gerade rechtzeitig doch noch ins Laufen kommt, um schließlich – mit viel Geschick und einer kräftigen Glückssträhne – wider alle Erwartungen das große Endspiel zu erreichen. Auch dort scheint bereits alles verloren, bis der coole Quarterback auf den Plan tritt, aussichtslose Situationen meistert und sich darauf verlassen kann, dass seine Mitspieler Bälle fangen, die eigentlich nicht zu fangen sind. Die New York Giants gewinnen die Super Bowl gegen die New England Patriots.

In Zahlen liest sich das Ergebnis diesmal ein wenig anders: 21:17 siegte New York im NFL-Finale gegen New England vor 70.000 Zuschauern in Indianapolis. Vor vier Jahren ging dieselbe Paarung 17:14 aus – auch für New York. Und wieder hatte Bill Belichick, der Chefcoach der Patriots, „ein offensichtlich sehr umkämpftes Footballspiel“ gesehen. Nach drei Super-Bowl-Siegen in der ersten Hälfte der nuller Jahre hat Belichick zusammen mit seinem Quarterback Tom Brady nun die zweite Finalniederlage eingefahren.

Bradys Gegenüber Eli Manning war es schlussendlich, der zum MVP des Spiels gewählt wurde. Das lag vor allem daran, dass Manning – wieder einmal – die Nerven behielt und sein Team wenige Minuten vor Schluss zum entscheidenden Touchdown führte. Dass dabei Wide Receiver Mario Manningham ein nahezu ebenso spektakulärer Passfang gelang wie vor vier Jahren David Tyree, war nur eine der Szenen, die die faulen Football-Götter für dieses Spiel aus dem Drehbuch des ersten Super-Bowl-Aufeinandertreffens der beiden Teams übernommen hatten.

Es war, in den Worten von Manning, das „big, big, big-time play“, das die Giants brauchten, um noch ein Spiel aus dem Feuer zu reißen, das sie eigentlich schon verloren hatten. Es war auch nötig, damit Eli Manning seinen Bruder Peyton überholen konnte. Der gilt zwar als bester Quarterback seiner Generation, aber hat mit seinen Indianapolis Colts bislang nur einen einzigen Endspielsieg auf dem Konto. Nun hat der kleine Bruder mit seinem zweiten Super-Bowl-Sieg den großen überflügelt. Papa Archie meinte stolz: „Es war nicht einfach, aber er spielte wie ein Quarterback da draußen.“ Er muss es wissen, er war selber anderthalb Jahrzehnte als Spielmacher in der NFL. Einen Super Bowl hat er nie gewonnen. Vater Manning dürfte froh sein, dass sich Geschichte doch nicht immer wiederholt. THOMAS WINKLER