Mit dem Preisgeld im Rücken

Vor drei Monaten wurde der Panterpreis verliehen. Wie geht es den PreisträgerInnen inzwischen?

Monika Bitter ist kaum zu bremsen. Der 55-Jährigen, die stellvertretend für das Projekt „Berufswahlpaten“ an der Erich-Kästner-Regionalschule in Ransbach-Baumbach den diesjährigen Panterpreis der Jury entgegengenommen hat, merkt man nach wie vor die Begeisterung an, mit der sie ihr Ehrenamt ausübt. Lebhaft erzählt sie von ihren Schülerinnen und Schülern, die sie regelmäßig betreut und ihnen hilft, einen Ausbildungsplatz zu finden. Neben Monika Bitter beraten sieben weitere Berufswahlpaten seit einem Jahr Jugendliche und helfen ihnen aktiv bei der Suche nach einer Lehrstelle. 70 Prozent der betreuten Hauptschüler konnte in dem strukturschwachen Gebiet Westerwaldkreis somit bereits eine Ausbildung vermittelt werden.

Die „Berufswahlpaten“ überzeugten die Panter-Jury und setzten sich gegen andere ebenso auszeichnungswürdige Projekte und Tätigkeiten durch. 5.000 Euro erhielt das Projekt von der taz, womit inzwischen bereits viel bewegt werden konnte. Neben Fortbildung und Supervision der Paten seien auch Werbemaßnahmen finanziert worden, erklärt Franz Benz, Initiator des Projekts und Lehrer an der Erich-Kästner-Regionalschule. „Parallel zu dem schulischen Alltagsgeschäft versuchen wir mit allen Mitteln Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um neue Paten zu finden“, erklärt Benz. Aber auch Kontakte zu Firmen aus der Region seien sehr wichtig. Im Schulgebäude soll zudem in den nächsten Monaten mehr Präsenz gezeigt werden, indem die „Berufswahlpaten“ ein eigenes „Patenbüro“ oder ein „Azubicenter“ einrichten wollen, damit noch mehr Jugendliche auf das Projekt aufmerksam werden und die Hilfe in Anspruch nehmen können.

Auch für Philipp Gliesing und Sebastian Klauder, die mit ihrem „Aktionsbündnis Courage“ (ABC), das sich gegen Rechtsextremismus engagiert, den Panterpreis der Leser erhielten, war die Auszeichnung weit mehr als bloß eine Finanzspritze. Die beiden jungen Männer erfuhren auf und nach der Preisverleihung in Berlin viel Zuspruch und Lob für ihre ehrenamtliche Arbeit in der thüringischen Kleinstadt Pößneck. Ein Tazleser habe ihnen auf der Preisverleihung einen limitierten Sonderband zum „Widerstand im 3. Reich“ geschenkt, sagt Philipp Gliesing, „eine tolle Sache“. Doch nach der Auszeichnung sei man schnell wieder in der Realität angekommen: „Einträge in unserem Internet-Gästebuch verrieten, dass die rechte Szene nichts von der taz hält“, sagt Philipp Gliesing. Doch die jungen Männer lassen sich nicht beirren und nutzen die durch den Preis entstandene Öffentlichkeit: Es ergaben sich mehrere Radiointerviews und sogar ein Fernsehauftritt. „Für uns Gelegenheiten, das überaus wichtige Reizthema Rechtsextremismus anzusprechen und für mehr Zivilcourage zu werben.“

Außerdem sei der Preis zu einer Zeit gekommen, als die Beteiligung im ABC nachließ und eine gewisse Ohnmacht einsetzte, erklärt Philipp Gliesing. Von dem Preisgeld habe man unter anderem weitere Projekte angeschoben und sich an den „Aktionswochen gegen Antisemitismus“ beteiligt. Auch ein monatlicher Newsletter in Form eines Faltblattes werde zurzeit von dem Preisgeld finanziert. VON JUTTA HEESS