Kommentar Kuba-Politik der USA: Warten auf die Obama-Kubaner

Obama lockert die Sanktionen gegen Kuba, hebt sich allerdins zur Enttäuschung der Linken nicht auf. Das zu erwarten wäre aber auch unrealistisch gewesen.

Mögliche Gespräche mit den Taliban, ein Platz am Verhandlungstisch für den Iran, lockende Gesten in Richtung Syrien - und nun auch noch eine Öffnung nach Kuba. Die Regierung von US-Präsident Obama erfüllt Schritt für Schritt ihre Wahlkampfversprechen. Doch von einem Linksruck in Washington kann keine Rede sein. Vielmehr enttäuscht Obama US-Linke, die sich in allen Politikfeldern ein entschiedeneres Vorgehen wünschen, auch im Hinblick auf Kuba.

Zwar wollen die USA nun erstmals seit Präsident Carter ihre Handels- und Reisebeschränkungen für Kuba lockern. Aber die Öffnung hat jenseits einer begrüßenswerten Symbolik zunächst kaum Folgen. So dürfen aus Kuba stammende US-Bürger künftig einmal pro Jahr statt wie bisher nur alle drei Jahre auf die benachbarte Insel reisen. Dort dürfen sie statt bisher 50 Dollar nun 179 Dollar täglich ausgeben. Kuba selbst bekommt außerdem die Möglichkeit, Nahrungsmittel und Medikamente ohne Vorkasse und Einzelgenehmigung aus den USA zu importieren. Eine Aufhebung des seit mehr als vier Jahrzehnten bestehenden Embargos gegen Kuba bedeutet der Beschluss aber nicht.

Das zu erwarten wäre auch unrealistisch gewesen. Denn im kleinen Kalten Krieg zwischen Havanna und Washington geht es um große Emotionen und viel Geld in Form von Entschädigungen für verstaatlichtes Eigentum. Zumeist sind es kubanischstämmige US-Bürger, die die härtesten Maßnahmen gegen Kuba fordern, um damit den realsozialistischen Inselstaat zu Fall zu bringen. Doch längst mehren sich in der postideologischen Ära Obama die Stimmen, die eine Revision der Kubapolitik fordern. Man müsse sich eingestehen, dass ein halbes Jahrhundert Embargo ein Flopp ist, meinen Washingtons neue Pragmatiker.

Die Initiative ist daher erst der Beginn eines längeren Prozesses, der in einigen Jahren mehr Schwung bekommen wird - nämlich dann, wenn unter den Exilkubanern die Obama-Generation das Sagen hat, die ihrem verteufelten Heimatland mit Neugier statt mit Ablehnung begegnet.

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