Kommentar Vorzeigekraftwerk von RWE: Forschung geht anders

Das vermeintliche Vorzeigekraftwerk von RWE ist ein reines Imageprojekt. Es wird vorgegaukelt, dass die Braunkohle zur klimaneutralen Energie gemacht werden kann.

Forschung ist wichtig, keine Frage. Doch das neue Projekt von RWE liegt fernab jeder ökonomischen Vernunft und alles deutet auf ein reines Imageprojekt hin.

Die Fakten: RWE hat 200 Tonnen Stahl in einer 40 Meter hohen Anlage verbaut, um aus den Abgasen des Braunkohleblocks Niederaußem täglich eine läppische Menge von 7 Tonnen Kohlendioxid herauszuziehen. Das ist ein Dreitausendstel dessen, was das Kraftwerk ausstößt. Anders gesagt: RWE investiert 9 Millionen Euro, um täglich CO2 im Gegenwert von 100 Euro aufzufangen. Dafür nimmt das Unternehmen in Kauf, dass der Kohlebedarf pro erzeugter Kilowattstunde um 30 Prozent steigt, dass also die Effizienz des Kraftwerks zurückfällt auf den Stand der Sechzigerjahre.

Nun erwartet niemand, dass sich ein Forschungsprojekt sofort rechnet. Aber die CO2-Abtrennung kann sich auch in Zukunft nicht rechnen - zumindest nicht, solange die Tonne CO2 im Emissionshandel für 14 Euro zu haben ist. Denn dieser Wert ist ein ökonomischer Referenzwert: Wer mehr Geld für die vermiedene Tonne CO2 ausgibt, als das Emissionsrecht an der Börse kostet, handelt unwirtschaftlich. Und da alle Studien von deutlich höheren Preisen der CO2-Abtrennung ausgehen, wird die Technik von RWE nicht wirtschaftlich sein können.

Die einzige Möglichkeit läge nun darin, dass die EU die Emmissionszertifikate strenger limitiert und deren Preis damit über 50 Euro pro Tonne bringt. Aber auch das ist nicht absehbar. Insofern geht es RWE nicht um Klimaschutz, sondern um das Gegenteil. Das Unternehmen gaukelt vor, es hätte eine Technik, die Braunkohle zur klimaneutralen Energie machen kann. Das soll der Braunkohle Sympathiepunkte bringen. Womit wir beim eigentlichen Ziel dieser Technologie wären: Der Konzern will dem schmutzigsten aller Brennstoffe eine Zukunft geben.

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Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.

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