Kommentar Fair-Trade-Kleidung: Die andere Müllmann-Uniform

Die Produkte sozialökologisch orientierter Hersteller bleiben in der Nische, wenn keine riesige Einkaufsmacht eingreift. Der deutsche Staat verlangt keine entsprechenden Nachweise.

Werden sie gefragt, dann sagen viele: Doch, die Herstellungsbedingungen meiner Klamotten sind mir wichtig. Wer gibt schon zu, dass ihm zehntausende vergifteter Baumwollbauern völlig egal sind? Auch körperlich völlig ruinierte junge Näherinnen stellt sich keiner gern vor, wenn er einen neuen Fummel ausführen möchte. Doch beim Shoppen spielen solche Rücksichten kaum eine Rolle: Hauptsache, das Teil passt und sieht gut aus.

Inzwischen gibt es einige wirklich sozialökologisch produzierende Hersteller. Doch ihre Produkte sind Nischenprodukte und werden es bleiben, wenn keine riesige Einkaufsmacht eingreift. Denn die Versuche der letzten Jahre, Konsumenten für die katastrophalen Arbeitsbedingungen zu sensibilisieren, unter denen Kleidung, die sie kaufen, produziert wird, waren nur mäßig erfolgreich.

Würden alle EU-Staaten von ihren Lieferanten verlangen, dass sie nachweislich faire Arbeitsverhältnisse einhalten und allen anderen Händlern eine Absage erteilen, dann entstünden flugs neue Produktionsbedingungen, weltweit. Schließlich geht es um einen jährlichen Einkauf im Wert von 1.500 Milliarden Euro - auch um Kittel für Krankenschwestern und Westen für Müllmänner.

Ein kleines Land wie Holland verlangt von seinen Händlern bereits entsprechende Nachweise. Doch die deutsche Regierung mit ihrer viel größeren Einkaufsmacht überlässt die Entscheidung darüber den Angestellten in den Verwaltungen. Wären diese verpflichtet, sozialökologische Kriterien zu beachten, könnte das ein entscheidender Ansatzpunkt sein, auch in Deutschland einen relevanten Markt für fair produzierte Kleidung zu schaffen. Und ein solcher würde weit über die Landesgrenzen hinaus einen Dominoeffekt auslösen - zugunsten von ArbeiterInnen und Umwelt.

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