Kommentar Kopenhagen-Gipfel: Wo sich die Welt drängelt

Die Uno ist mit der Organisation der Klima-Konferenz überfordert. Das gefährdet auch die Legitimität der Beschlüsse.

Wenn ein Event mehr Menschen anzieht, als dort Einlass finden können, ist das eigentlich ein gutes Zeichen. Betrachtet man die Szenen, die sich vor dem Konferenzgelände in Kopenhagen abspielen, ist Klimaschutz demnach sehr angesagt. Bei näherer Betrachtung ist die Situation dort aber keine Auszeichnung für die Vereinten Nationen - im Gegenteil.

Die UN erheben einen hohen Anspruch an Klimakonferenzen: Jedes Land soll die gleichen Rechte haben, und die Zivilgesellschaft soll an den Prozessen breit beteiligt werden. Wenn nun - wie in Kopenhagen geschehen - Delegierte und Beobachter acht Stunden lang bei Minusgraden im Freien ausharren müssen, um dann schließlich auf den nächsten Tag vertröstet zu werden, ist das nicht nur unangenehm. Es gefährdet auch die Legitimität solcher Konferenzen und ihrer Beschlüsse.

Gleiches gilt für die angekündigten Zugangsbeschränkungen für Nichtregierungsorganisationen. Die Arbeit der gut vernetzten Umweltschützer und ihre Expertise ist für die Konferenzen von großem Wert - für Medien ebenso wie für die oft winzigen Delegationen vieler Entwicklungsländer.

Natürlich können, gerade wenn Konferenzen deutlich größer ausfallen als zunächst geplant, organisatorische Mängel auftreten. Doch die Vereinten Nationen müssen aufpassen, nicht ihren Ruf zu verspielen: Wenn sie schon von der Organisation einer Konferenz überfordert sind, können leicht Zweifel aufkommen, ob ihnen die Gestaltung und Kontrolle komplizierter Klimaverträge gelingt.

Bei jedem Fußballspiel und Rockkonzert ist es möglich, innerhalb kurzer Zeit zehntausende von Menschen kontrolliert über ein Gelände zu lotsen. Wenn es mit der globalen Demokratie etwas werden soll, müssen die Vereinten Nationen dringend geeignete Orte und Regeln dafür finden.

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Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

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