JEAN PETERS POLITIK VON UNTEN
: Lasst uns über Aliens reden …

Die Idee von Außerirdischen ist die Idee des Utopischen und Unmöglichen. Doch solche Utopien existieren schon

Ich war als Kind fest davon überzeugt, ein Außerirdischer zu sein. Oder dass ich der einzige Mensch bin und alle anderen die E.T.s. Wie rum, war mir egal. Das war kein Problem, nur eine Überzeugung, und da ich mit niemandem darüber redete, haben die es auch nie rausgefunden und mich in eine ihrer Gehirnlutschmaschinen gesteckt.

Seit Dezember 2009 ist die Behörde des britischen Verteidigungsministeriums zur Sichtung von Ufos geschlossen worden. Einfach so. 50 Jahre waren genug, heißt es. Ob es Ufos gäbe, sei nicht geklärt, doch sie seien zumindest keine Bedrohung mehr.

Das kommt mir irgendwie bekannt vor, nur andersrum. Nicht nur die Alternative, die zur Macht streben könnte, ist unbekannt, auch die Mächtigen sind es. Ich find das gar nicht so schlecht. Da zuck ich doch gern mit den Achseln und behaupte, ich wüsste nichts über sie. Viel lieber lebe ich neue Geschichten kleiner Utopien, verbreite diese Wahrheit und verlautbare, dass dieser Mythos des notwendigen Wachstums, die Geilheit nach Profit und Effizienz mich gar nicht bedrohen.

Die Aussage „wir wissen nicht, ob es sie gibt, doch sie sind keine Bedrohung mehr“ lässt in meinem Magen das flaue Gefühl wiederkommen, das ich in Kopenhagen hatte, beim G-8-Gipfel in Heiligendamm oder wo auch immer ich vor einer dieser Festungen stand. Es ist ein wenig das Gefühl, ein Ufo zu sein, und weder Medien noch unsere lieben Konglomerate an Firmen und anderen MachthaberInnen wissen was mit uns anzufangen. Selbst wenn wir noch so deutlich Signale senden, sie haben nicht die Maschinen, um diese Sprache zu entziffern.

Ob sie gesichtet werden oder nicht, die Ufos, die ich kenne, sind hier, schwirren wie Satelliten um uns herum. Die Regenbogenfabrik in Berlin-Kreuzberg, die rote Flora in Hamburg, das kollektive Wohnprojekt Susi in Freiburg … und es sind tausende Lebensformen und subversive Kreaturen dieser Art, die nicht die Sprache der Mächtigen sprechen können und wollen. Doch deren Geschichten gilt es zu verbreiten, sie sind es, die – abseits der Erklärungen von Wahrheitsministerien, sie zu ignorieren – eine alternative Welt beleben. Ohne klaren Feind, ohne klares Ziel und meistens auch ohne klare Sprache. Einfach so.

Der Autor ist Politikstudent, Kinderclown und Friedensaktivist Foto: Sylphide Noire