Kommentar 10 Jahre Genua: Initialzündung, verpufft

Der Protest von Genua im Jahr 2001 stand für das Gelingen einer ökonomischen Alphabetisierung sozialer Bewegungen. Sie ist inzwischen verloren gegangen.

Ist Genua 2001 die Geburtsstunde einer neuen Protestgeneration?" Das war die Frage, die sich die taz am 27. Juli 2001 stellte. Die Antwort darauf war damals: Das müsse sich noch zeigen. Zehn Jahre später ist es Zeit, die Frage zu beantworten. Genua war eine Intitialzündung. Und sie verpuffte zu schnell.

Was 2001 in Genua geschah, war eine Zäsur für die europäischen Globalisierungsgegner. Bis zu 300.000 Menschen kamen damals zusammen und bezeugten, dass es im Kampf um globale Gerechtigkeit kaum trennende Grenzen geben dürfe. Das Ereignis stand für das Gelingen einer ökonomischen Alphabetisierung sozialer Bewegungen, die inzwischen verloren gegangen ist.

Dazu kam: Die massive Polizeigewalt machte den Gipfel zu einem Symbol des Bösen, gegen das sich anschließend leicht zu wenden war. Erst durch die Staatsgewalt bekam das abstrakte Weltwirtschaftssystem ein sehr konkretes Gesicht. Die Folge: Die Gipfel zogen aufs Land, die veranstaltenden Staaten lernten, sich liberal zu geben. Das Feindbild verwischte.

Heute, in Zeiten einer mächtigen Krise des europäischen ökonomischen Systems, finden sich die Neoliberalismuskritiker innerhalb ihrer Nationalstaaten wieder. Was die Demokratiebewegung in Spanien mit den Sozialprotesten in Griechenland, aber auch den Anti-Atom-Protesten in Deutschland zu tun hat, kann heute kaum noch jemand erklären.

Vor einigen Jahren noch gehörte die Beantwortung solcher Fragen zu den Anfängerlektionen des Globalisierungsprotests. Ein Grund für diese Entwicklung ist, dass soziale Initiativen die Rolle der G-8-Gipfel weniger ernst nehmen, weil sie ihre lokalen Bemühungen vor die globalen stellen. Doch die Gipfel der Macht müssen wieder in den Fokus rücken - auch weil die Gegenproteste für ihre Gegner stets Foren des demokratischen Dialogs waren.

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