Die Reue der Spindoktoren

Es war die größte Desinformationskampagne der Industrie seit „Atomkraft ist sicher und billig“. Damit soll jetzt Schluss sein. Richard Edelman (Foto), Chef der größten US-Werbeagentur Edelman, hat jetzt wie weitere PR-Giganten erklärt, man werde nicht mehr für Klienten arbeiten, die den Klimawandel leugnen.

Edelman und Konsorten haben auf den Druck reagiert, den die NGO Climate Investigations Centre und die britische Zeitung Guardian erzeugt hatten. Diese hatten die 25 weltweit größten PR-Agenturen gefragt, wie sie mit dem umkämpften Thema umgehen. Immerhin erklärten etwa zehn Werber, keine Firmen zu repräsentieren, die den Klimawandel leugnen, und auch keine Kampagnen gegen Klimaschutzgesetze zu entwerfen.

Zu diesen Firmen gehören WPP, Waggener Edstrom Worldwide (WE), Weber Shandwick, Text100 und Finn Partners. Edelman, der erst verspätet auf die Anfrage reagierte, berät bislang etwa das American Petroleum Institute, den klimaskeptischen und aggressiven Antiökodachverband der US-Energieindustrie.

Rettet dieser Ehrenkodex der hochbezahlten Spindoktoren jetzt das Weltklima? Eher nicht. Dafür waren die PR-Gurus zu erfolgreich: Unter der Maxime „Unser Produkt ist der Zweifel“ haben sie so lange Fakten verdreht und Wissenschaftler verleumdet, dass nun 40 Prozent der US-Bevölkerung am Klimawandel zweifelt. Ihren Klienten aus der Kohl- und Ölindustrie haben sie mit der Abwehr jeder Klimapolitik 20 Jahre lang hohe Gewinne verschafft. Im Zweifel findet sich sicher jemand, der die Schuld am Klimawandel den Marsmenschen gibt. Immerhin hatten 15 PR-Firmen auf die Anfrage gar nicht reagiert. BERNHARD PÖTTER