LIEBESERKLÄRUNG
: Der Bischof

ANTWERPENS OBERGEISTLICHER JOHAN BONNY SAGT, WAS DER VATIKAN IN DER FAMILIENPOLITIK FALSCH GEMACHT HAT: ALLES

Die Sache mit dem Sex und seinen Folgen ist für Johan Bonny ganz einfach: Pille, Kondome und andere „künstliche“ Methoden“, die eine Schwangerschaft verhindern, findet er okay. Ja, und? Was soll daran so besonders sein – im Jahr 2014?

Für Johan Bonny ist es das. Der Mann ist Bischof in der belgischen Stadt Antwerpen und bekleidet damit ein hohes katholisches Amt. Nun hat die katholische Kirche ihre ganz eigenen Vorstellungen von Sex, Kindern und Familie: Sex ist was für Verheiratete und hauptsächlich zum Kinderkriegen da. Kondome sind pfui, und Abtreibung ist Mord. Scheidungen sind Sünde, und wer sich dennoch trennt, dem gnade Gott.

Das alles ist so lebensfern, dass man sich schon lange fragt, warum nicht endlich auch mal ein Bischof dagegen etwas sagt. Schließlich sind Bischöfe so was wie die Oberhirten für das menschliche Seelenheil. Aber Bischöfe unterstehen dem Vatikan, und der sieht die Sache eben anders. Darüber wollen die Bischöfe und der Papst verhandeln, im Oktober im Vatikan bei der sogenannten Familiensynode.

Die wird zwar ohne Bonny stattfinden. Aber seine 30-seitige Kritik an der katholischen Sexualmoral ist bereits in Englische, Französische, Deutsche und Italienische übersetzt. Darin geht er nicht nur mit Päpsten wie Johannes Paul II. hart ins Gericht, sondern legt offen, dass die verstaubte Moral selbst gegen das Votum mancher katholischer Ärzte, Wissenschaftler und Moraltheologen steht.

Wer sich derart mit seinem Arbeitgeber anlegt, muss damit rechnen, entmachtet zu werden: Wenn selbst schon die geschiedene Leiterin einer katholischen Kita gekündigt wird. Bischof Bonny könnte das egal sein, Bischöfe sind in der Regel älter. Doch Bonny ist erst 59 und hat noch viele Arbeitsjahre vor sich.

SIMONE SCHMOLLACK