Der Allesretter

Ricken Patel (Foto) macht es einem leicht, ein guter Mensch zu werden. Ein Klick, eine E-Mail, so werden in der Welt der Internetkampagnen die „Brücken gebaut von der Welt, wie sie ist, zu der Welt, die wir uns alle wünschen“. Dafür hat der Kanadier Patel, laut Huffington Post der „Ultimate Gamechanger in Politics“, 2007 das Onlinenetzwerk Avaaz gegründet. Dessen Blick richtet sich stets nach oben: Mit immer neuen Petitionen wendet es sich an die Mächtigen dieser Welt. „Avaaz kümmert sich montags um die traurigsten Delfine, mittwochs um Rupert Murdoch und am Wochenende um Tibet“, ätzte die Graswurzelrevolution. „Wir konzentrieren uns auf den entscheidenden Augenblick einer Krise, um die Wende herbeizuführen“, hält Avaaz dagegen. Private Spender geben das Geld, das – obere – Limit liegt bei 5.000 Euro.

„Mal schnell die Welt retten“ ist nicht etwa Spott der Avaaz-Kritiker. So ruft die Organisation selbst für Sonntag zur „größten weltweiten Klimademo aller Zeiten“ auf“ – den Klimawandel stuft Avaaz als so drängend ein, dass es erstmals auch Straßen- statt bloß Onlineprotest organisiert.

Erst 37, hat Patel in Sierra Leone, Liberia, Sudan und Afghanistan gearbeitet. Diese Orte könnten Menschen „zynisch machen“, sagt Patel, doch dort habe er gelernt, welche „enormen Veränderungen möglich sind, wenn man sich von Zynismus freimacht und für die Werte arbeitet, die wir alle teilen“.

Avaaz ist heute das größte Netzwerk seiner Art, fast 39 Millionen Menschen haben sich an den Kampagnen beteiligt – und wurden als „Mitglied“ gezählt. Avaaz’ Welt, die „wir uns alle wünschen“, kann dabei auch eine sein, in der Bomben fallen: 2011 sammelte Avaaz mehr als eine Million Unterschriften für einen UN-Einsatz gegen Gaddafi. CHRISTIAN JAKOB