Der erste R2G-Verdächtige

Geht etwas schief mit Rot-Rot-Grün in Thüringen so hat die Thüringer Allgemeine schon einen „potenziellen Verräter“ ausgemacht. Da gibt es bei den Grünen einen schillernden Typen namens Olaf Möller (Foto), 52 Jahre, kinderreich, in Jena studierter Mathematiker, seit 13 Jahren aber Heilpraktiker, Geschäftsführer eines Waldorfpädagogikvereins und nebenbei Öko-Landwirt. Ein Grünen-Aktivist der ersten Stunde, der die Landespartei gemeinsam mit Katrin Göring-Eckardt nach 1990 aufbaute und als Landessprecher vertrat.

Jetzt sitzt er nach langer Pause wieder im Landtag und hat sich prompt verdächtig gemacht. Mit dem möglichen linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow redete er über einen möglichen grünen Landtags-Vizepräsidenten Möller. Die Fraktionsspitze sei informiert gewesen, sagt er. Und Ramelow kennt er gut und lange, ebenso wie CDU-Generalsekretär Mario Voigt, mit dem er auch redete. Vielleicht sogar über andere Koalitionsoptionen, denn Möller macht keinen Hehl aus seiner Skepsis, ob eine Stimme Mehrheit für R2G genügt und ob in dieser Koalition Grün ausreichend vorkommt.

Weder aus dem Vizepräsidenten noch aus Schwarz-Rot-Grün wurde etwas, und nun wissen alle, wer es gewesen sein wird, wenn Bodo Ramelow bei der Ministerpräsidentenwahl DIE Stimme fehlen wird. Nur Tarnung, wenn Möller beteuert, er sei „nicht der Typ Heckenschütze“, und für die Aufnahme von R2G-Koalitionsverhandlungen gestimmt hat. In Wahrheit, und die kennt nur die taz, ist er nämlich ein bezahlter Agent der Linken.

Deren Bundesspitze will gar nicht, dass ihre Thüringer Genossen die bequeme Oppositionsrolle verlassen und vom Pragmatismus entzaubert werden. So fiel ihnen ein, dass Möller von 1983 bis 1989 SED-Mitglied war …

MICHAEL BARTSCH