Shitstorm zu Weihnachten

Er nannte ihn selbst mal einen der „schlimmsten Songs der Pop-Geschichte“, den er verbrochen habe. Das hat Bob Geldof (Foto), 63, aber nicht davon abgehalten, ihn wieder neu einzuspielen – wie beim letzten Mal in großer Besetzung und als Charity-Projekt. Den Weihnachtsklassiker „Do They Know It’s Christmas?“ ließ er 1985 einsingen, um auf die Hungersnot in Äthiopien aufmerksam zu machen. Jetzt soll er Geld für den Kampf gegen Ebola einspielen.

Das hätte er besser nicht gemacht. Denn der britische Popsänger, der für sein Engagement von der Queen einst zum Ritter geschlagen wurde, hat sich dafür jetzt massive Kritik eingefangen – von britischen Künstlerkollegen wie Damon Albarn, vor allem aber aus Afrika, dem Kontinent, dem er eigentlich helfen will. Die Kommentare auf Twitter und in der britischen Presse überbieten sich an Sarkasmus. Ein „weißer Messias-Komplex“ ist noch das Freundlichste, was Geldof da nachgesagt wird. Der Hauptvorwurf lautet, dass sein Charity-Ansatz mehr schadet als nutzt, weil er das Bild von Afrika als Kontinent zementiert, der zur Selbsthilfe unfähig ist, und dem konkreten Problem in Liberia, Sierra Leone und Guinea nicht gerecht wird.

Manche nutzten die Neuauflage, um sich das Lied noch einmal genau anzuhören und dessen haarsträubende Klischees zu zerpflücken. Andere empfahlen ihm, lieber regulär Steuern zu zahlen und ohne großes Aufhebens Geld zu spenden, statt sich mit solchen Aktionen selbst als Wohltäter im Rampenlicht zu sonnen.

Genau das hat die britische Sängerin Adele getan, über die sich Geldof zuvor öffentlich beschwert hatte, weil sie seinem Aufruf nicht folgen wollte. Statt als edler Kämpfer gegen Ebola steht Geldof als geltungssüchtiger Lobbyist in eigener Sache da. DANIEL BAX