Der neue Fraktionschef

2016 geht der Chef der Demokraten im US-Senat, der altgediente Harry Reid aus Nevada. So ein Minderheitenführer hat viel zu sagen, über ihn laufen auch die Deals mit den Republikanern und mit der Regierung. Wichtig also, wer sein Nachfolger wird. Es sieht so aus, als würde der New Yorker Charles Schumer (Foto) das Rennen machen.

Was qualifiziert einen Fraktionschef im US-Senat? Redegewandtheit und Effektivität natürlich. Ein Konkurrent sagte einmal über ihn: Der gefährlichste Ort in Washington sei „zwischen Chuck Schumer und einer Fernsehkamera“. Und er ist lokal verankert, besucht jährlich alle 62 Bezirke seines Staates.

Laut den Recherchen der US-Recherchewebsite publicintegrity.org zählt für das kommende Amt jedoch vor allem seine Fähigkeit, Spenden zu sammeln und an die Partei weiter zu reichen. Parteispenden werden in den USA heutzutage oft über vorgelagerte „Aktionskomitees“ eingeworben. Schumers Spendenvehikel hat in den vergangenen vier Jahren 1,5 Millionen Dollar an die Demokraten direkt ausgeschüttet, die Hälfte davon an Kollegen im Senat. Und weitere fünf Millionen Dollar an das Wahlkomitee der Senatoren.

Wer gibt dem 64-jährigen Schumer das Geld? Die Finanzindustrie. Topspender waren Goldman Sachs, Citigroup und JPMorgan Chase. Der studierte Jurist sitzt ja auch im Ausschuss für Banken, für Finanzen und Wohnungsbau sowie für Justiz. Unter anderem.

Schumers härtester Konkurrent hat nur die Hälfte gespendet, gesponsert vor allem von großen Rechtsanwaltskanzleien und etwas weniger aus der Finanzbranche. Der 75-jährige Harry Reid hatte sein Geld übrigens von der Spielindustrie aus Nevada (dort liegt Las Vegas). REINER METZGER