Der Pastapapst

„Den Planeten ernähren“, so lautet das Motto der Expo von Mailand. Ehe der Planet dran ist, müssen aber erst mal die Expo-Besucher verköstigt werden, und einer spielt dabei ganz vorne mit: Oscar Farinetti (Foto). Der rundliche 60-Jährige mit Halbglatze und Schnurrbart hat die Ausstrahlung des Betreibers einer Landtrattoria, aber in Mailand dreht er ein viel größeres Rad. Gleich zwei Pavillons mit insgesamt 20 Restaurants – eines für jede der italienischen Regionen – sind ihm komplett anvertraut worden, ohne Ausschreibung.

Denn Farinetti ist eben kein Landei, sondern Chef der Gourmettempelkette Eataly, die er im Jahr 2004 gegründet hatte. Vorher war Farinetti auf einem ganz anderen Feld reich geworden, mit dem Verkauf von Kühlschränken und Handys in seiner Elektromarktkette Unieuro, die er dann für mehr als eine Milliarde Euro verkaufte, um sich mit Eataly seiner kulinarischen Leidenschaft zu widmen.

14 Eataly-Palazzi stehen in Italien, zehn in Japan, weitere vier in New York, Chicago, Istanbul und Dubai. Das Angebot mit großer Aufmerksamkeit auf regionalen italienischen Spezialitäten ist gut, in den Restaurants schmeckt es ordentlich, die Preise sind gesalzen, das Geschäft brummt. Doch Farinetti pflegt auch seine Kontakte in die Politik, zum Beispiel zu Ministerpräsident Matteo Renzi, zu dessen Veranstaltungen er gerne geht, weil „da nicht gejammert wird“.

Schließlich ist auch Farinetti Berufsoptimist. Gründe dafür hat er. In Mailand zum Beispiel muss er sich nicht selbst an den Herd stellen. 120 Chefköche lösen einander in den 20 Restaurants ab, sie erhalten 70 Prozent, Farinetti die anderen 30 Prozent der Einnahmen, fantastische Werbung inklusive: Die beiden ihm anvertrauten Pavillons laufen unter dem Motto „Italy is Eataly“. MICHAEL BRAUN