Proteste gegen Gasanlage

Das norwegische Unternehmen Statoil und Eon Ruhrgas wollen in Dornum eine Gasseparationsanlage bauen. Die würde rund 250.000 Tonen Kohlendioxid im Jahr produzieren. Umweltschützer und Kommunalpolitiker sind dagegen

Kommunalpolitiker und Umweltschützer laufen gegen ein neues Industrie-Projekt in Ostfriesland Sturm. Das norwegische Gasförderunternehmen Statoil und Eon Ruhrgas wollen in der kleinen Ortschaft Dornum eine so genannte Gasseparationsanlage bauen. Sie würde nach bisherigen Schätzungen jedes Jahr rund 250.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) in die Luft blasen. Ein formeller Bauantrag liegt noch nicht vor.

Statoil betreibt in Dornum bereits die Endstation von zwei großen Gaspipelines aus der Nordsee. Aus dem Nordseegas möchte Statoil nun Äthan abscheiden und über eine weitere Pipeline nach Wilhelmshaven an den Chemiekonzern Ineos liefern. Der wiederum will das Äthan in Ethylen umwandeln, einen Rohstoff für die Kunststoffproduktion. Obwohl für die Gasseparationsanlage auf einer 16 Hektar großen Fläche 40 Meter hohe Destillationskolonnen entstehen sollen und dazu ein rund 100 Metzer hoher Schornstein zum Abfackeln der Gase neu gebaut werden soll, sieht Statoil in dem Vorhaben lediglich eine Erweiterung der bestehenden Pipeline-Endstation.

Auch entstünden unter dem Strich gar keine zusätzlichen CO2-Belastungen, argumentiert das Unternehmen. Denn das Kohlendioxyd werde auf jeden Fall freigesetzt – wenn nicht bei der Separation, dann eben später, bei der Verbrennung des Erdgases.

Bei den Kommunalpolitikern stoßen diese Zahlenspielereien auf taube Ohren. Sie befürchten vor allem massive Beeinträchtigungen für den Fremdenverkehr und den Naturschutz. Der Dornumer Gemeinderat lehnt das Vorhaben ebenso ab wie der parteilose Bürgermeister Michael Hook. „Das wollen wir hier nicht haben, das passt nicht in die Landschaft“, sagte Hook. Der langjährige Vorsitzende des SPD-Unterbezirks, Erwin Wenzel sagt: „Eine Gasseparationsanlage, die mit ihren Emissionen den Tourismus kaputt macht, brauchen wir nicht und wollen wir nicht.“

Die Grünen geben sich noch rigoroser: „Die Art und Weise, mit der ein so tief greifendes Projekt durchgedrückt werden soll, ist völlig inakzeptabel“, heißt es in einer Stellungnahme des Ortsverbandes Norden. „Hinter dem Rücken der Bevölkerung soll hier eine umweltzerstörerische Großindustrie installiert werden.“ Weder der Tourismusstandort Dornum / Nesse noch das unmittelbar angrenzende Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Seemarschen“ vertrügen einen solch schwerwiegenden Eingriff.

Auch der Beirat des Nationalparks Wattenmeer ist gegen die Gasseparationsanlage. Sie sei angesichts des zu schützenden Nationalparks und der Pläne einer Ausdehnung des Biosphärenreservats nicht akzeptabel.

Die Landesregierung in Hannover ist zwar grundsätzlich für das Statoil-Vorhaben, hält sich angesichts der sensiblen Klimadebatte indes mit allzu forschen Stellungnahmen zurück. Grundsätzlich sei jede Investition an der Küste zu begrüßen, sagt etwa Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP). Das Kohlendioxid dürfe aus der Separationsanlage aber nicht einfach in die Luft geblasen werden. REIMAR PAUL