Nachhilfe von rechts

In Hildesheim betreibt ein KFZ-Mechaniker ein Nachhilfestudio. Bei der Bundestagswahl 2005 trat er für die NPD an

Im Hochparterre des Hauses an der Hildesheimer Kaiserstraße wirbt ein Schild für Nachhilfeunterricht: „Privater Unterricht in allen Fächern“, steht da. „Studenten und Lehrkräfte gesucht. Auch Hausbesuche.“ Dazu sind drei Telefonnummern angegeben, zweimal Handy, einmal Festnetz mit der Vorwahl von Eschershausen im Landkreis Holzminden, etwa 45 Kilometer von Hildesheim entfernt.

Die Telefonnummern gehören dem KFZ-Mechaniker Heiko Ebbenga, der zur Bundestagswahl 2005 für die NPD Holzminden kandidierte. Seine damalige Seite bei www.kandidatenwatch.de ist heute noch online. Von „sofortigem Ausländerstopp“ und „Ausländerrückführung“ ist da die Rede. Zum Thema Integration wird Ebbenga auf der Internetseite gefragt, ob zwischen den „schlimmen Dingen des Zweiten Weltkriegs“ und den „neuesten Umtrieben der NPD“ ein Zusammenhang bestehe. Ebbengas Antwort: Nein. „Ich bin 31 Jahre alt und kannte Adolf Hitler nicht persönlich. Ob er in der Hölle oder im Himmel ist, müssen wir Gott überlassen und nicht den Fernsehmachern.“

Auf Anrufe bei allen drei Nummern meldet sich ein Herr H., der erzählt, er hätte die Telefone – auch den Festnetzanschluss – über eine Zeitungsanzeige von Ebbenga gekauft.

Eine Nachbarin im Haus des Nachhilfebüros aber bestätigt die Richtigkeit der Nummern. „Sie können auch klingeln.“ Ebbenga sei aber wahrscheinlich gerade nicht im Haus.

Die Fraktion der Grünen im Stadtrat will jetzt eine Anfrage an den Rat stellen, ob die Stadtverwaltung, die das Gewerbe genehmigen muss, von der Vergangenheit Ebbengas weiß. Ulrich Räbiger, Fraktionschef der Grünen, sind das Nachhilfestudio und die NPD-Vorgeschichte des Betreibers aufgefallen. „Das Problem ist, dass Nachhilfe in einem Raum stattfindet, den keiner kontrollieren kann“, sagt Räbiger. „Und gerade bei Nachhilfe sind die Leute ja sehr nah an den Kindern dran.“ Die Anfrage an den Rat beinhaltet deswegen auch die Frage, wie die Stadtverwaltung beurteilt, dass ein NPD-Bundestagskandidat Schularbeitennachhilfe anbieten will und welche Möglichkeiten es gibt, ein Eindringen rechtsradikaler Parteien „in diesen hochsensiblen Bereich“ zu verhindern. MSP