Tui-Chef Frenzel bedient Shareholder

Der Vorstand des Konzerns plant die Aufspaltung der Tui: Bei der Loslösung der Hamburger Reederei Hapag Lloyd vom Touristikkonzern geht es um Gewinnmaximierung, nicht um den Erhalt von Arbeitsplätzen in Hamburg

Singapur-Lösung, Hamburg-Lösung – wie die Zukunft von Hapag Lloyd aussieht, wollte Tui-Vorstandschef Michael Frenzel am Dienstag nicht sagen. Bei der Loslösung der Schifffahrtssparte von der Tui geht es ihm jedoch nicht um die Sorgen der 1.900 Hapag Lloyd-Mitarbeiter in Hamburg: Die Tui werde „im Interesse unserer Shareholder die Variante nehmen, die maximal Wert schafft“, betonte Frenzel bei der Vorstellung der Tui-Bilanz in Hannover.

Fest steht: Mit der Abspaltung der Hapag Lloyd, deren Wert auf vier bis sechs Milliarden Euro geschätzt wird, will sich die Tui ihrer Schulden entledigen, um fit für Wachstum und Zukäufe im künftig einzigen Geschäftsfeld Touristik zu werden.

Zu wenig Gewinn, Zickzack-Kurs, das waren die Vorwürfe, die sich Frenzel von Investoren anhören musste. Dennoch hatte er lange gezögert, die Zwei-Säulen-Strategie der Tui aufzugeben, die den Dax-Konzern in eine Touristik- und eine Schifffahrtssparte trennte. „Man kann ein Unternehmen nicht auf Dauer gegen den Markt und gegen die Investoren führen“, sagte Frenzel nun am Dienstag. Vor allem der norwegische Reeder und Tui-Teilhaber John Fredriksen hatte auf eine Spaltung des Konzerns gedrungen.

Frenzel deutete an, dass es noch dauern könnte, bis die insgesamt 8.400 Mitarbeiter von Hapag Lloyd wissen, wohin die Reise geht. Gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter hatte der Aufsichtsrat am Montag entschieden, dass die weltweit fünftgrößte Reederei entweder verkauft, mit einem Partner fusioniert oder mit einem Spin-off abgespalten wird.

Ein Interessent ist die Reederei Neptune Orient Lines (NOL) aus Singapur, mit der Tui schon Vorgespräche geführt hat. NOL strebt offenbar nur eine Mehrheitsbeteiligung an, laut Insidern hat sie bis zu fünf Milliarden Euro geboten.

Allein vom Geld hängt offenbar ab, ob eine „Hamburger Lösung“ zum Zug kommt. Frenzel zeigte sich offen für die „Hamburg-Connection“. Dabei: Der Hauptgesellschafter der Privatbank M. M. Warburg, Christian Olearius, der frühere CDU-Finanzsenator Wolfgang Peiner, vielleicht auch der Logistik-Unternehmer Michael Kühne, der frühere Hapag-Lloyd-Chef Bernd Wrede und der einstige Tchibo-Chef Günter Herz. Sie wollen Hapag-Lloyd als eigenständige Reederei erhalten. Das würde Jobs in der Konzernzentrale sichern: Hapag Lloyd hatte bei der Übernahme der britisch-kanadischen Reederei CP Ships im Jahr 2006 2.000 Stellen gestrichen.

Die dritte Variante ist eine Fusion mit der zweiten großen Hamburger Linienreederei Hamburg Süd, Platz 14 auf der Weltrangliste. Fraglich ist, ob der Oetker-Konzern als Eigner den Hapag Lloyd-Kaufpreis stemmen kann und will.

Trotz unsicherer Konjunktur will die Tui künftig allein auf die Touristik setzen: „Am Urlaub wird, wenn überhaupt, dann nahezu zuletzt gespart“, sagte Frenzel. Im Jahr 2008 soll der Umsatz der Sparte nach zuletzt 15,6 auf 19 Milliarden Euro steigen, vor allem wegen der Fusion mit dem britischen Anbieter First Choice. Frenzel kündigte Zukäufe an, allein in diesem Jahr will die Tui 16 Hotels eröffnen. Ein weiteres Geschäftsfeld eröffne die Kooperation mit dem neuen Großaktionär, dem russischen Oligarchen Alexej Mordaschow. Auch in Indien und China sieht Frenzel Potenzial.

Der Tui-Vorläufer Preussag, damals noch ein Mischkonzern, hatte 1997 Hapag Lloyd erworben. Vor allem als der Reisemarkt nach den Anschlägen des 11. September einbrach, hatten die Hamburger die Verluste der Mutter in Hannover ausgeglichen. Die Reederei mit 142 Containerschiffen gilt als profitabel. 2007 fuhr sie 6,2 Milliarden Euro Umsatz ein. KAI SCHÖNEBERG