Citynah shoppen jetzt auch für Rechtsextreme

In der Hamburger Innenstadt hat ein Geschäft der in der rechtextremen Szene beliebten Bekleidungsmarke Thor Steinar eröffnet. Demonstranten und ein aufgeschreckter Vermieter versuchten das zu verhindern – ohne Erfolg

Die Eröffnung des Geschäfts hatten die Betreiber selbst angekündigt. Doch zur Eröffnung des Thor-Steinar-Bekleidungsladens in der Shopping-Passage der HSH Nordbank in Hamburg kamen am Donnerstag zunächst keine geneigten Kunden, sondern Demonstranten: „Naziladen schließen“ schallte es am Vormittag durch die Passage, eine Gruppe von etwa 60 Protestierenden hatte sich vor der Ladentür eingefunden.

Im Internet hatten Antifa-Initiativen gelesen, dass mitten in Hamburgs Innenstadt die in der rechtsextremen Szene beliebte Modemarke verkauft werden soll. Keine Stunde später erklärte Christian Buchholz, Pressesprecher der HSH-Bank: „Der Laden wird nicht eröffnet.“ Applaus erhielt er von den Demonstranten mit der Versicherung, die Bank werde „alle rechtlichen Mittel nutzen, um die Eröffnung zu verhindern“. Auch die massiv zusammengezogenen Polizeikräfte schienen erleichtert. Während Einsatzkräfte zeitweise alle Eingänge zur Passage abriegelten, und ein Hubschrauber über dem Vorplatz kreiste, reihten sich Beamte auch vor der langen Ladenfront auf.

Dort zu sehen: Pullover mit dem Slogan „Luftlandedivision“, eine Kapuzenjacke mit dem Motiv eines Adlers, der einen Fisch angreift. Das Bildmotiv dürfte kein Zufall sein: In der einschlägigen Bildsprache steht der Adler für das Germanen-, der Fisch für das Christentum.

Billig sind die Thor-Steinar-Produkte nicht. Dennoch laufen die Geschäfte der Marke der Mediatex GmbH von Uwe Meusel bestens. „Wir sind getäuscht worden“, sagt Buchholz: Der Markenname selbst sei nie erwähnt worden. Den Mietvertrag habe man mit Mediatex abgeschlossen, so Buchholz: „Uns wurde gesagt, dass sie Outdoor- und Sportbekleidung anbieten würden.“ Die Versicherung, dass nun alle rechtlichen Mittel genutzt würden, erfreute auch Geschäftsinhaber in der Passage – die hatten zunächst gar nicht glauben mögen, wer da ihr neuer Nachbar werden sollte.

Ganz so schnell, wie die HSH Nordbank hofft, dürfte sie ihre neuen Mieter allerdings nicht los werden: Rechtsstreite um Mietverträge kennt Meusel inzwischen. Neben Geschäften in Berlin, Dresden und Leipzig gibt es auch in Magdeburg einen Thor-Steinar-Laden, in prominenter Lage, im Hundertwasserhaus. Die Brisanz der Marke war dem Vermieter Gero AG, einer Gesellschaft des katholischen Bistums, im Juli 2007 nicht aufgefallen. Sofort versprach man auch hier, die Kündigung einzuleiten. Doch der Laden hat bis heute geöffnet.

Auch in Hamburg konnte die Eröffnung nicht verhindert werden: Am späten Nachmittag boomte das bundesweit sechste Thor-Steinar-Geschäft. Unter Polizeischutz konnten Familien und Jugendliche Bekleidung aussuchen. Wer allerdings zu schwarz gekleidet war und zu jugendlich aussah, wurde von der Polizei aus der Passage verwiesen. „Hier kommen wir jetzt öfters vorbei“, sagte einer der Antifa-Demonstranten, „und schauen, was passiert.“ ANDREAS SPEIT