Nazi-Geschäft
: Gefährliche Keimzellen

Bislang eröffneten geschäftstüchtige Rechte ihre Läden fast ausnahmslos in ostdeutschen Städten. Was da auf und unter den Geschäftstischen verkauft wird, gefällt weder den Bürgern in Wismar und Rostock, noch in Leipzig oder Berlin. Lautstarke Proteste begleiten deshalb jede Eröffnung der so genannten Nazi-Läden.

KOMMENTAR VON UTA GENSICHEN

Es scheint jedoch, als würden all die Demonstrationen und Aktionen den Geschäften mit Thor Steinar & Co nicht schaden. Schlimmer noch: Sie sind die beste PR, die sich ein Kaufmann vorstellen kann – und das gratis. Denn während sich die linke Jugend medienwirksam mit der Polizei anlegt, müssen die braunen Verkäufer nur noch ihre Türe öffnen, um all den Angelockten die Waren unterzujubeln.

Mit einem Verbot lässt sich das Phänomen der nationalistischen Bekleidungsgeschäfte allerdings nicht aus der Welt schaffen – und noch nicht mal aus Hamburg. Die Szene-Läden ziehen einfach weiter und weiter, bis sie irgendwo stillschweigend akzeptiert werden. Und diese Orte sind die Keimzellen, vor denen sich eine demokratische Gesellschaft wirklich fürchten muss. Von einem Nazi-Laden mitten in der Hamburger City – zwischen einem Italiener, einem Reformhaus und einem Schmuckgeschäft namens „Shalom“ – kann kaum eine ernst zu nehmende Gefahr ausgehen.