Proteste bewirken vorzeitigen Ladenschluss

Vor einem Laden in der Hamburger Innenstadt finden seit Tagen Demonstrationen statt, weil dort die bei Neonazis beliebte Marke Thor Steinar verkauft wird. Am Samstag nun machte der Laden aufgrund der Proteste frühzeitig zu

Am Samstag kurz vor 16 Uhr gingen in dem Bekleidungsgeschäft „Brevik“ die Lichter aus. Zwei Stunden vor Feierabend musste die Verkäuferin die Türen schließen. Der Grund dafür waren die Proteste gegen das Geschäft in der Hamburger Innenstadt, das die in der rechtsextremen Szene beliebte Marke Thor Steinar verkauft. Der vorzeitige Ladenschluss „war ein Erfolg“, sagt Wolfram Siede vom „Hamburger Bündnis gegen Rechts“.

Seit dem 25. September findet in und vor der Passage am Mönckebergbrunnen, in der sich das „Brevik“ befindet, ständig Protest gegen den Laden statt. Am Samstag kontrollierten wieder Polizeikräfte die Eingänge der Passage. Sicherheitskräfte patrouillierten verstärkt durch die Gänge.

Über 150 Demonstranten nahmen am Samstagnachmittag an der Kundgebung vor der Passage teil. Kam ein offensichtlicher Kunde des „Brevik“ vorbei, erschallte ein kollektives „Hau’ ab!“ Applaus von Passanten folgte. Am Infostand des „Bündnisses“ wurde viel diskutiert. „Letztens suchte ich eine Wohnung. Bei dem Vermieter musste ich die Hosen aber ganz runterlassen, bevor ich sie bekam“, erzählt ein Passant im Hinblick auf die HSH Nordbank, die den Laden an die „Brevik“-Betreiber vermietete hatte. „Hat die Bank nicht einfach mal den Namen ihres Mieters überprüft?“, fragt der Passant.

Eine Frage, die Christian Buchholz, Pressesprecher der HSH Nordbank, seit der Eröffnung nahezu täglich hören dürfte. Vor Ort am Samstag versichert er erneut: „Wir sind arglistig getäuscht worden“, und verspricht: „Eine schnelle Auflösung des Mietverhältnis wird angestrebt.“

Trotz der Kontrolle konnten sich an die 50 Demonstranten vor dem „Brevik“ versammeln und sprachen Käufer an, warum sie dort kaufen wollten. Lautstark wurden Argumente ausgetauscht. Im Geschäft fragte eine junge Demonstrantin eine unscheinbare Käuferin, ob sie wisse, was das für eine Marke sei. „Raus“ sagte sofort eine Verkäuferin. Vor der Tür gerieten Passanten, die sich abschätzig über den Laden äußerten, mit privaten Sicherheitskräften aneinander. Das Aussehen der Sicherheitskräfte und ihr barscher Ton wirkten wenig deeskalierend. „Gehörst wohl zum Laden“, schimpfte wer. Schnell wies Pressesprecher Buchholz die Sicherheitskräfte an, sich zurückzunehmen.

Im „Brevik“ war die Stimmung längst nicht mehr gut. Die Verkäuferinnen empfahlen ihren Kunden, einen Seitenausgang zu nehmen. Bank-Pressesprecher und Sicherheitskräfte sollen den Verkäuferinnen wenig später nahe gelegt haben, vorzeitig zu schließen. In dieser Woche ist für jeden Tag eine Kundgebung ab 17 Uhr angemeldet. Samstag beginnt sie um 13 Uhr. ANDREAS SPEIT