theaterskandal
: Plötzlich schüchtern

Es ist eine merkwürdige Schizophrenie, die der neueste Hamburger Theaterskandal offenbart: Da ist man einerseits stolz darauf, dass in Hamburg so viele Betuchte leben. Man pocht auf Bürgerstolz und entsprechendes mäzenatische Engagement, das Museums- und Universitätsanbauten, auch die Elbphilharmonie erst möglich macht. Politiker werden nicht müde, gerade Kulturschaffende auf entsprechende Geldquellen hinzuweisen.

KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN

Und dann – ja, dann will man auf der Bühne des größten deutschen Sprechtheaters plötzlich nicht genannt werden. Warum vier der 28 in Rede stehenden Hamburger Millionäre vor der Premiere kalte Füße bekamen, und ihre Anwälte bemühten, weiß man nicht. Ist es die Angst, mäzenatisch in die Pflicht genommen zu werden – jetzt, da jeder ihre Adresse kennt? Treibt sie die Furcht um, in puncto Spendenfreudigkeit mit anderen, großzügigeren Kollegen verglichen zu werden?

Man kann hier nur mutmaßen. Tatsache ist jedoch, dass eine solche Heimlichtuerei schon deshalb irritiert, weil sämtliche Namen bereits im Manager Magazin veröffentlicht wurden. Aber dessen Leserschaft bleibt natürlich relativ unter sich. Aus dem Munde von Hartz-IV-Empfängern, die den längst fälligen Aufstand der Armen wenigstens auf der Bühne proben, möchten die Reichen derlei nicht hören.