DER RECHTE RAND
: Pöbeln und Zuschlagen

In der Stimme schwingt das Erlebte mit: Jonas klingt besorgt, wenn er vom vergangenen Wochenende erzählt. „Nee, das war kein Zufall“, sagt der 17-jährige Schüler aus Boizenburg: „Die wussten, was sie taten und wen sie angingen.“ Die Rede ist von rechtsextremen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die am Freitag und am Samstag gleich mehrfach als nicht-rechts ausgemachte Jugendliche attackierten.

Samstagmorgen, „3 Uhr früh“, berichtet Jonas, seien mehrere „Unbekannte“ einen seiner Freunde angegangen. Vor einer Kneipe, nicht unweit von einer Kleingartenkolonie, schlugen sie mit Baseballschlägern auf das Opfer ein – gezielt auf den Kopf. Schwer verletzt kam der Jugendliche auf die Intensivstation.

Keine zwei Stunden zuvor war in der Kleingartenanlage eine Laube in Flammen aufgegangen. Dort hatten sich regelmäßig an die 20, vermeintlich linke Jugendliche getroffen. „Andere Räume haben wir nicht“, sagt Jonas. „Naja – hatten.“ Überrascht habe sie der Anschlag nicht: Seit Monaten schon sei es in der Kleinstadt im mecklenburgischen Landkreis Ludwigslust zu Übergriffen gekommen – von Pöbeln bis Zuschlagen. „Die Nazis“, sagt Jonas, „haben hier ein sehr breites Umfeld“.

Pech für die 20 und 22 Jahre alten mutmaßlichen Laubenbrandstifter: Eine Wirtin hörte später in der Nacht, wie sie sich beim Bier mit ihrer Tat brüsteten. Beide würden der rechten Szene zugeordnet, bestätigt Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick.

Bereits Freitag Morgen brannte Jonas’ Motorrad. „Vier Glatzen“ habe er in ein Auto springen und fliehen sehen, sagt er: „Bei der Polizei haben die das nicht ernst genommen.“ Ein Mitarbeiter der Landesweiten Opferberatung, Beistand und Information (Lobbi e. V.) sagt, dass seitens der Behörden rasch von „Rivalitäten zwischen Jugendgruppen“ gesprochen werde, „statt von rechts motivierten Angriffen“. Immerhin: In Boizenburg ändere sich die Wahrnehmung gerade.