pisa-länderstudie
: Der Norden am Ende

Zwei Achsen zerschneiden die Bildungsrepublik Deutschland: Der Osten hat den Westen abgehängt. Und der Süden den Norden. Was auf den ersten Blick wie eine regionale Lernbehinderung aussieht, hat viele Ursachen.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Schlagzeilen machen die urbanen Katastrophen, die sich in Bremen und Hamburg abspielen. Natürlich haben Stadtstaaten schwierige Ausgangsbedingungen. In einigen Stadtteilen haben sich lernfeindliche Milieus verfestigt. Dabei ist die nichtdeutsche Herkunft nur ein Faktor – neben Armut, verwahrloster Infrastruktur und heruntergekommenen Schulen.

Was die Pisa-Macher zum ersten Mal aussprechen: Auch die zerklüftete Schulstruktur trägt zum Misserfolg bei. Sprich: Der Weg, den Schleswig-Holstein, Hamburg und jetzt auch Bremen gehen, ist richtig – zwei Schulformen, die im Idealfall beide einen Weg zum Abitur eröffnen.

Der wahre Skandal ist, dass Niedersachsen an seiner verkommenen Hauptschule festhält. Dabei produziert sie sagenhafte 54 Prozent Risikoschüler – Kinder, die einfache Texte nicht verstehen. Zum Vergleich: In den Mittelschulen, in die der deutsche Pisa-Sieger Sachsen seine früheren Hauptschüler „befördert“ hat, sind es achteinhalb Prozent. Aber Niedersachsens Bildungsministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) spricht ungerührt von einem Erfolg.