Malteser helfen Illegalen

Flüchtlinge ohne Aufenthaltsberechtigung sind bei medizinischer Versorgung auf Anonymität angewiesen. Die bekommen sie in einer neuen Notfallambulanz in Osnabrück. Auch Krankenhäuser und eine Apotheke machen mit

Etwa eine Million Einwanderer leben illegal in Deutschland. Medizinische Versorgung ist für sie schwer zu bekommen. Denn mit einem Gang zum Arzt riskieren sie, dass die Behörden von ihrem unerlaubten Aufenthalt erfahren. ÄrztInnen sind zwar nicht verpflichtet, Migranten ohne Papiere zu melden. Doch einige tun es trotzdem.

Der Malteser Hilfsdienst hat deshalb bundesweit neun Notfallambulanzen für Migranten ohne Papiere eingerichtet, unter anderem in Hannover, Berlin und Hamburg. In Osnabrück eröffnet morgen die zehnte Station dieser Art. Ab nächsten Dienstag ist die Notfallambulanz der Malteser Migranten Medizin am Marienhospital jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr besetzt. Eine Krankenversicherungskarte oder Geld für die Behandlung brauchen die Patienten nicht. Auch ihren Namen müssen sie niemandem nennen.

Sechs ehrenamtlich arbeitende ÄrztInnen werden im wöchentlichen Wechsel während der Sprechstunden dort sein. Sie behandeln akute Erkrankungen, stellen Diagnosen und machen Nachsorgeuntersuchungen. Weil aber nicht jede Erkrankung in einer Praxis behandelt werden kann, hat Wilm Heidemann vom Malteser Hilfsdienst in Osnabrück ein ganzes Netzwerk aufgebaut. Dazu gehören zwei Krankenhäuser, die im Notfall operieren, und eine Apotheke. „Auch viele niedergelassene Ärzte sind dabei“, sagt Heidemann. Sie sind außerhalb der Sprechstunden für die Patienten da.

Doch auch mit nicht-medizinischen Problemen können Flüchtlinge in die Notfallambulanz kommen. Catherine Flohr, Krankenschwester und Projektleiterin beim Malteser Hilfsdienst, wird jeden Dienstag in der Praxis sein und die nötigen Kontakte herstellen. Falls etwa eine Schwangere Babykleidung benötigt, wird Flohr dafür sorgen, dass sie welche bekommt.

Darüber, wie viele illegale Einwanderer tatsächlich hier leben, gibt es nur Schätzungen. Sie gehen von eineinhalb bis zwei Prozent der Bevölkerung aus. Im Raum Osnabrück müssten es danach zwischen 4.000 und 6.000 sein – doch das ist reine Statistik, die meisten Flüchtlinge leben in Ballungszentren. Flohr und ihre Mitarbeiter rechnen mit drei bis vier Patienten pro Woche. Wissen können sie das nicht.

ANNE REINERT

Notfallambulanz: Dienstag 10–12 Uhr, Bischofstraße 28, Osnabrück