NPD macht Jagd auf Kritiker

Nachdem das Auto eines Partei-Aktivisten brannte, macht die Internetseite „Neues-Volk.net“ den ehemaligen Sprecher des „Verdener Bündnis gegen Rechts“ dafür verantwortlich – und interessiert sich für „Angaben zur Person“

Die Polizei geht nicht von Brandstiftung aus. „Ein technischer Defekt führte zu dem Brand des Wagens“, erklärt Jürgen Menzel, Polizeisprecher in Verden. Die NPD behauptet jedoch, dass der VW-Golf ihres Parteiaktivisten Malte Bormann angezündet wurde. Im Internet macht sie den ehemaligen Sprecher des „Verdener Bündnis gegen Rechts“ Jürgen R. verantwortlich.

In der Nacht zum 25. Januar war Nachbarn von Bormann im niedersächsischen Kirchlinteln eine starke Rauchentwicklung aufgefallen. Polizei und Feuerwehr kamen. Der Versuch, das Feuer zu löschen, misslang. „Von dem 14 Jahre alten Wagen blieb nur noch der Schrottwert“, sagt Menzel.

An dem Sonntag erklärte Matthias Schultz für die NPD-Verden sofort, dass Jürgen R. seinen Kameraden Bormann bedroht hätte. Ein „erstes Gutachten“ beweise, dass es „sich eindeutig um Brandstiftung handelte“. Das sei „absoluter Quatsch“, versichert Polizeisprecher Menzel. Ein technischer Defekt habe zu einem Kabelbrand geführt.

Einen Tag später erhielten verschiedene Medien im Norden eine Mail: „Mitteilung zu Brandanschlag“. Absender: „Neues-Volk@gmx.de“. Für das neonazistische Internetprojekt erklärt Monika Jung „über die Umtriebe linksfaschistischer Brandstifter“ informieren zu wollen. Die „mutmaßlichen Hintermänner“ seien schon auffällig geworden. Drei Namen, darunter der von Jürgen R., werden genannt – mit der Bitte, über das Kontaktformular auf ihrer Website „Angaben zu den Personen“ zu machen.

In dem Bericht zu dem Brand wird Jürgen R. als Auftraggeber genannt, „der gute Kontakte ins Milieu krimineller Rotfaschisten“ habe. Vor Ort hätten Kameraden dem „Neuen Volk“ berichtet, dass „seine Handlanger die Drecksarbeit für ihn erledigen müssen“.

Jürgen R. hat inzwischen Anzeige erstattet. Ein weiterer Betroffener schaltete ebenfalls seinen Anwalt ein. Auf Szene-Websites werden die Berichte von „Neues-Volk“ unterdessen weiter verbreitet. In einem Kommentar wird Jürgen R. sogar namentlich bedroht: „Laternen gibt es genug!“, steht da, nach vollbrachter Tat könnten „die Kameraden Infozettel über den dranhängen, wa’ auch sonst?“ Ein anderer Kommentar empfiehlt, Jürgen R. „und Konsorten“ „kaltzustellen“. „Offenbart deren gesamtes Leben im Netz.“ ANDREAS SPEIT