Deutsche Volks-Kaffeefahrt

An einem noch geheimen Ort wollen am Sonntag die DVU-Landesverbände Hamburg, Bremen und Niedersachsen ihren Parteitag ausrichten. Erwartet werden auch unzufriedene NPD-Anhänger

VON ANDREAS SPEIT

Am Sonntag wollen gleich drei Landesverbände der DVU eine „hochinteressante Veranstaltung“ im Norden ausrichten. Den Tagungsort hält die Partei um den Bundesvorsitzenden Matthias Faust geheim. Die Verbände aus Hamburg, Bremen und Niedersachsen wollen unter sich sein. Zu groß die Sorge, durch möglichen Protest gestört zu werden. Längst wird aber vermutet, dass bei dem Treffen NPD-Mitglieder teilnehmen könnten, die einen radikaleren Kurs ihrer Partei befürchten.

Seit Monaten wird sich in den NPD-Landesverbände im Norden um den Bundesvorsitz gestritten. Die Kandidatur des mecklenburg-vorpommerischen NPD-Fraktionschef Udo Pastörs findet Bundesvize und Hamburger NPD-Chef Jürgen Rieger unerträglich. Mehr Machteinfluss Riegers befürchten andere Kader, wie der niedersächsischen NPD-Vize Andreas Molau. Selbst ihnen ist Rieger mit seinen Rassenaufzuchtsplänen und seiner unreflektierten Hitlerverehrung zu radikal. Hinter den Kulissen reden NPD-Mitglieder schon bei einem Machtgewinn Riegers über einen Parteiwechsel.

Die DVU scheint für sie nach dem Ende der 22-jährigen Parteiführung Gerhard Freys wieder interessant zu werden, auch wenn die Entwicklung der DVU – Mitgliederrückgang und geringe Aktivitäten – unklar ist. Nach der Amtsübergabe an Faust fragten sich nicht nur Mitglieder, ob der Millionär Frey weiter mit seinem Geld die Partei finanzieren will. Bei der DVU soll am Nachmittag, trotz diesen Unklarheiten, Molau auftauchen. Als Gast, heißt es aus der Szene, sei der ehemalige Waldorfschullehrer aus Braunschweig angekündigt, der vor kurzem seine Kandidatur als NPD-Bundeschef zurückgezogen hat. Molau sagte nur: „Ich spreche nicht“. Doch solche Veranstaltungen dienen auch der Möglichkeit des Meinungsaustauschs und Sichkennenlernens. Bei NPD-Events oder Aufmärschen konnte man in den vergangenen Wochen immer wieder beobachten, dass Faust und Molau die Köpfe zusammensteckten. Der DVU-Chef und der gescheiterte NPD-Bundesvorsitzendenkandidat kennen sich nicht nur, sie schätzen sich auch.

Für den Nachmittag sind als Redner DVU-Bundevize und Stadtrat in Dessau-Roßlau, Ingmar Knopp, der weitere Bundesvize und Bremer-Landeschef Hans Weidenbach und Faust angekündigt. Ihre Themen: „Deutschlands Fesselung in EU und Nato“ und „Hat Deutschland noch eine Zukunft?“ Den Anlass der Veranstaltung führt Faust in der Einladung vom 18. Februar nicht aus. „Parteitag“ sagt eine Frau in der Münchener Bundeszentrale kurz angebunden.

Glaubt man den Gerüchten soll Weidenbach in Bremen wieder die Führung übernehmen, in Hamburg erneut Faust. In Niedersachsen soll Hans-Gerd Wiechmann Landeschef werden. Der Übersetzer aus Lüneburg hat mit Faust einiges gemein. Beide waren bei den „Republikanern“ (REP) und der NPD Mitglied. Bei den REPs hatte Wiechmann den Landesvorsitz inne. Bei Aufmärschen wird Wiechmann, der heute niedersächsischer DVU-Landesorganisationsleiter ist, gerne deutlich, wenn er Gegendemonstranten übers Megaphon droht: „Öffnet nicht die Büchse der Pandora“, denn „Faustschlag folgt auf Faustschlag“.

In dem Einladungsschreiben wird darum gebeten Gesinnungsfreunde, Bekannte und Familienangehörige mitzubringen. Nur die Einladung müsse vorgezeigt werden. Rechtzeitig muss man an den PKW-Treffpunkten und Zusteigsstellen für die Busse sein. Unpünktlichkeit an den Treffpunkten wie „Autohof Sittensen, direkt an der Autobahnausfahrt“ oder „Hamburg, Berliner Tor vor dem Polizeipräsidium“ dürften die Anreise zum noch geheimen Ort erschweren.