Raju Sharma, Kieler ob-kandidat der Linkspartei
: Der Kieler Obama

Auf der Website der Kieler Linkspartei ist deren Oberbürgermeister-Kandidat an der Seite eines prominenten Unterstützers zu sehen. Unter dem Foto steht: „Natürlich wendet Raju Sharma sich konsequent gegen Sozialabbau, Krieg und Rassismus. Deswegen bitte ich Sie, geben Sie Raju Sharma am 15. März Ihre Stimme. Mit herzlichen Grüßen, Ihr Oskar Lafontaine.“ Was wohl sein Chef dazu sagt. Da Sharma die Kulturabteilung der Staatskanzlei leitet, heißt der nämlich Peter Harry Carstensen.

„Ach, der frozzelt jetzt so ein bisschen rum“, sagt Sharma, „und ich frozzle ein bisschen zurück“. Auf einer freundschaftlichen Ebene, sagt Sharma, denn er habe einen guten, persönlichen Draht zu Carstensen, der im übrigen auch ganz auf seine Loyalität bauen könne.

Widersprüchlich? Es geht nicht um Parteien, es geht um die Sache und den Menschen, sagt Sharma in postideologisch-humanitärer Manier und klingt ein bisschen wie Barack Obama. Dass er aus einem deutsch-indischen Elternhaus kommt und Jura studiert hat, in Hamburg und Bombay, scheint dazu irgendwie zu passen. Und passt doch nicht. Sein Vorbild, sagt jedenfalls Sharma, sei ganz klar Mahatma Ghandi.

Wer so etwas sagt, für den hat Bequemlichkeit im Leben keinen Platz. Was der Blick auf Sharmas Biographie auch verifiziert: Mit 14 wird er Vollwaise, er lebt von der Waisenrente, später eine Weile von Sozialhilfe. Eigentlich will er Journalist werden, studiert aber erstmal „was Handfestes“. Im zweiten Semester kommt sein erstes Kind zur Welt, zum Ende des Studiums sein zweites. Den Journalismus-Gedanken hat er da schon fallengelassen und sähe sich am liebsten als selbstständigen Rechtsanwalt. Er muss dabei erfahren, dass der Aufbau einer eigenen Klientel viel Zeit braucht und damit Startkapital – das er nicht hat. Stattdessen hat er ein Prädikatsexamen und wechselt in den öffentlichen Dienst, in die Kreisverwaltung Pinneberg, später nach Kiel an den Landesrechnungshof. Und jetzt? Dass er zum Bürgermeister gewählt wird, darf man füglich bezweifeln. Ganz sicher aber wird er tun was er kann, dort, wo ihn der Lauf der Dinge noch hinzustellen gedenkt. MAP

Fotohinweis:RAJU SHARMA, 44, wandelt zwischen den Welten, ob die Deutschland, Indien, Lafontaine oder Carstensen heißen FOTO: DPA