KOMMENTAR VON GERNOT KNÖDLER
: Dem Fluss eine Chance

Hysterisch ist die Debatte, weil sich der Zustand der Werra stark verbessert hat

Die Chance, die Salzlauge von K+S per Pipeline in die Nordsee zu pumpen, ist so groß wie nie: Die steigende Nachfrage nach Düngemitteln spült K+S derzeit reichlich Geld in die Kassen. Die Debatte, die derweil über die schlimmen Folgen der Werra-Versalzung geführt wird, ist hysterisch.

Sie ist es deshalb, weil sich der Zustand des Flusses seit der Wende stark verbessert hat: Durch die Einleitungen zu DDR-Zeiten war der Fluss einst so salzig wie die Nordsee. Seither hat sich diese Belastung mindestens um den Faktor zehn verringert. Das gilt es zu bedenken, wenn sich Angler beklagen und Umweltverbände das Aus für das Ökosystem an die Wand malen.

Die Pipeline würde den Salzgehalt der Werra nur minimal erhöhen und die Verbesserung nicht ungeschehen machen. Dazu kommt das Problem, dass auch ohne die direkte Einleitung Salz aus Altlasten in den Fluss gelangen kann. Das erzeugt schwankende Salzgehalte, die Lebewesen schaden.

Auch Einleitungen in die Nordsee sind nicht per se unproblematisch. Dass der Runde Tisch sich jetzt erstmals für die teure Pipeline ausgesprochen hat, ist wohl der Tatsache zuzuschreiben, dass der Bau einer solchen Leitung nach einer einfachen Lösung aussieht – und dass K+S ohne eigenes Zutun so gut verdient, dass es sich die Pipeline locker leisten könnte.

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