Aufmachen, reingucken, hoffen

KRÜMMEL Die Suche nach defekten Brennstäben im Reaktor beginnt am Wochenende. Offenbar wurden beim Störfall beide Transformatoren beschädigt. Heute Informationsveranstaltung vor dem AKW

Vattenfall hat jede Chance verspielt, die Eignung zum Betrieb zu beweisen

Die Reaktorpanne im AKW Krümmel ist offenbar größer als bislang angenommen. Bei dem Störfall am vorigen Samstag sollen nach Angaben des TÜV beide Transformatoren ausgefallen sein. Bisher hat Vattenfall nur den Ausfall eines Transformators eingeräumt.

Am Wochenende will der Konzern mit der Überprüfung der Brennstäbe beginnen. „Der Reaktor wird aufgemacht“, sagte Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow am Freitag. „Die Analyse der Brennstäbe beginnt am Montagmorgen.“ Der Energiekonzern hatte am Donnerstag angekündigt, alle Brennelemente des abgeschalteten Meilers zu untersuchen, weil mindestens eines defekt sei.

Krümmel verfügt über 840 Brennelemente mit jeweils etwa 80 Brennstäben. Parallel zum Störfall war entdeckt worden, dass ein Stab oder ein ganzes Element erhöhte Radioaktivität ins Reaktorwasser abgegeben hat. Mit dem Kurzschluss habe das aber vermutlich nichts zu tun.

Der Parteirat der schleswig-holsteinischen SPD hat wegen der „beispiellosen Pannenserie“ die Stilllegung Krümmels verlangt. Vattenfall habe jede Chance verspielt, die Eignung zum Betrieb solcher Anlagen zu beweisen, hieß es nach einer Sitzung in Lübeck. Damit stärkt die SPD ihrer für Atomaufsicht zuständigen Ministerin Gitta Trauernicht den Rücken. Sie hatte eine Zuverlässigkeitsprüfung von Vattenfall angekündigt. Sie würde „nicht zögern, Krümmel stillzulegen“, wenn sie eine rechtliche Handhabe hätte.

Die Grünen im Kieler Landtag haben für die Sitzung in der nächsten Woche einen Antrag eingereicht, der die endgültige Abschaltung des Reaktors fordert. Nach den kritischen Aussagen aller Parteien erwarte man einhellige Zustimmung, sagte der Abgeordnete Detlef Matthiessen. Für den heutigen Samstag um 10 Uhr hat Vattenfall BürgerInnen zu einer „Informations- und Dialogveranstaltung“ im Infozentrum des AKW eingeladen. SVEN-MICHAEL VEIT

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