CLAUDIA KAPP, KÜNSTLERIN
: Das Mysterium des Alltags

■ Als Künstlerin ist die geborene Freiburgerin mit ihren Ausstellungen, Performances und Screenings besonders in Bremen und Hannover aktiv. FOTO: JÜRGEN PONTO-STIFTUNG

Die Künstlerin Claudia Kapp geht mitunter seltsame Wege, um den profanen Dingen des Alltags „auf die Spur zu gehen“, wie sie es ausdrückt. In Rotterdam wählte sie für eine ihrer Darstellungen einen Strip-Club. Besucher der Rotlichtbar konnten durch ein Periskop in die darüber liegende Wohnung sehen und die von Kapp engagierten Bewohner bei scheinbar alltäglichen Handlungen beobachten. Doch für den Blick in die Wohnung musste der Beobachter sich auf den Tresen der Bar legen und damit selbst exponieren.

„Es ist die Neugier Sachen zu ergründen, mit den Dingen zu spielen“, sagt Claudia Kapp mit leiser, fast gleichgültiger Stimme, sie zu inszenieren und gemeinsam mit ihrem Publikum zu entdecken. Das sei es, was sie antreibe bei ihren Arbeiten. Kürzlich hat sie dafür das New-York-Stipendium 2010 der niedersächsischen Sparkassenstiftung und des Kulturministeriums erhalten.

Das Stipendium ist nur eine von vielen Auszeichnungen, die die in Hannover lebende Künstlerin erhalten hat, seit sie sich vor elf Jahren an der Hochschule für Künste in Bremen eingeschrieben hat. Es beinhaltet einen monatlichen Zuschuss von 1.100 Euro, eine Wohnung und ein Atelier im Big Apple. Kapp soll „als Botschafter der niedersächsischen Kunstszene“ an der East-Side wirken.

Die Künstlerin will das Jahr in den Staaten nutzen, um sich des amerikanischen Alltags anzunehmen. „Vielleicht kellner‘ ich ein wenig“, sagt sie. Aufgeregt ist sie jedenfalls nicht – es ist auch nicht ihr erstes New York Stipendium. Bereits 2006 war sie als Stipendiatin in der Ostküstenmetropole unterwegs.

Die Spannung zwischen Voyeurismus und Exhibitionismus, wie sie in dem Rotterdamer Experiment deutlich wurde, zwischen Nachtclub und Privatwohnung, untermalt durch elektronische Musik und Lichteffekte, zeichnet Kapps Werk aus. Typisch ist auch, dass sie einen Teil ihrer Kunst dem Potenzial des Betrachters überlässt. Zwei Ausstellungen plant sie in New York. Dort wird sich zeigen, ob der Durchschnittsamerikaner seinen Alltag in ihrem Werk wiedererkennt. JV