KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE ELBVERTIEFUNG
: Naturschutz nicht mehr nur auf Papier

In Hamburg herrschte die Überheblichkeit der hanseatischen Pfeffersackmentalität

Die Einsicht kommt spät. So einfach ist das eben nicht mehr mit dem Ausbaggern der Elbe. Da hilft auch das Etikett Bundeswasserstraße nur bedingt weiter. Die Sensibilität dafür, dass ein lebendiger Fluss mehr ist als eine Hafenzufahrt, ist im öffentlichen Bewusstsein gewachsen. Das gilt nicht zuletzt für die Menschen in den Marschen von Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die um die Sicherheit ihrer Deiche fürchten.

Es gilt aber auch für Warnungen des Bundesamtes für Naturschutz, das schon vor zwei Jahren auf die ökologischen Gefahren der geplanten Vertiefung aufmerksam machte. Bei einem „erheblichen Eingriff“ in das Ökosystem Elbe muss die EU nämlich zwingend eingeschaltet werden – die Planer hätten das wissen können, ja sogar müssen.

Damals herrschte in Hamburg noch die Überheblichkeit der hanseatischen Pfeffersackmentalität. Der seinerzeitige CDU-Wirtschaftssenator Uldall pflegte mit Rambo-Mentalität über Kritiker und Bedenkenträger herzufallen, ob Kleinstadtbürgermeister oder Umweltschützer. Was Hamburg will, so sein Credo, bekommt es auch.

Inzwischen aber gilt EU-Naturschutzrecht nicht mehr nur auf dem Papier, es wird bisweilen tatsächlich angewandt. Dieser Realität müssen sich die Baggerfreunde stellen. Es gibt also wieder Hoffnung für einen weiterhin lebendigen Fluss.