karl-thomas neumann, gewinner
: Mit Kondition und Timing

Der Ex-Conti-Chef aus Twistringen läuft Marathon und hält in Geschäften lange durch. Foto: dpa

Er gilt als Opfer der Conti-Übernahme. Und meist stimmt ein Job-Verlust ja wirklich unfroh. Aber bei Karl-Thomas Neumann dürfte sich die Trauer in Grenzen halten. Nicht nur wegen der Abfindung von 7,4 Millionen Euro ist er der Gewinner des Jahres.

Neumann gewinnt auch in Sachen Popularität: Vor kurzem kannten nur Fachleute den geschassten Vorstandsvorsitzenden des hannoverschen Reifenherstellers. Jetzt liebt ihn die halbe Republik: Sogar Betriebsräte und die Industrie Gewerkschaft Bergbau und Chemie (IGBCE) kämpften für den 48-Jährigen. Nur Mehrheitsaktionärin Maria-Elisabeth Schaeffler mag ihn nicht: Dass Neumann die Stoßrichtung der Übernahmeschlacht umdrehen wollte, nahm sie ihm persönlich. Angeblich greift sie sogar tief in ihre Privatschatulle, um Neumanns unbefristeten Urlaub zu ermöglichen.

Der wird nicht allzu lange dauern. Denn Neumann ist ein fähiger Manager, der über Kondition verfügt und über Timing: So stellt sich ja nicht die Frage ob, sondern nur wann man ein Unternehmen verlässt, das mehrheitlich einem mit elf Milliarden verschuldeten Familienbetrieb gehört. Im März hatte der langjährige Aufsichtsrats-Chef der Conti, Hubertus von Grünberg, das Handtuch geworfen. Neumann hat länger durchgehalten: Das war lukrativ und gut fürs Image. Zudem gerät der passionierte Marathonläufer auch bei schwierigen Verhandlungen nicht ins Schwitzen. Er wirkt immer frisch gebügelt, total nett und so verständnisvoll, dass sein Gegenüber gar nicht merkt, wie es über den Tisch gezogen wird. Bestes Beispiel ist IGBCE-Chef Werner Bischoff, der sich zuletzt als glühender Neumann-Fan hervortat. Warum? Wegen der Verhandlungen des Frühjahrs: Neumann hatte Werksschließungen und die Entlassung von 1.720 Arbeitern in Deutschland und Frankreich angekündigt. Bischoff protestierte. Man setzte sich zusammen. Das Ergebnis: die Werke werden erst 2010 geschlossen. Zum Ausgleich werden allein in Deutschland 2.600 Stellen abgebaut. Bischoff war zufrieden. Die Aktionäre auch. Und wenn im nächsten Jahr die Stilllegungen kommen, hat Neumann nichts damit zu tun. bes