ROLAND NUSSBAUMER, PRÄMIENSTIFTER
: Der Volksempfinder

■ geboren in der Steiermark, aufgewachsen bei München, lebt seit 15 Jahren in Hamburg. Er ist IngenieurFoto: dpa

Wenn man Roland Nussbaumer eines nicht absprechen kann, dann ist es das Gefühl fürs Timing. Seit Wochen beschäftigt die Hamburger – oder zumindest der Teil der Bevölkerung, der die Boulevardpresse liest – die rätselhafte Brandanschlagserie auf Autos. Betroffen sind davon keineswegs nur Nobelmarken. Fast 100 Autos hat es inzwischen getroffen, vergangene Woche brannte beinahe ein Haus mit ab, in dem Leute wohnen.

Nussbaumer, in Hamburg spätestens seit Mai dieses Jahres bekannt, als er im Vorfeld der Europawahlen Landesvorsitzender der Freien Wähler wurde, hat nun eine Prämie ausgesetzt. „Unternehmer stiftet 1.000 Euro für Ergreifung unheimlicher Brandstifter“, steht über der Mitteilung, die er selbst verschickt hat.

„Ich wollte gern ein Geld zur Verfügung stellen, das den einen oder anderen überzeugt, wenn er was gesehen hat, das auch mitzuteilen“, sagt Nussbaumer, der ein Beratungsbüro für Telekommunikation betreibt. Sein eigenes Auto, eine „alte Karre“, sei nicht betroffen, und für Geschäftsreisen leihe er sich Autos bei Sixt. Aber in seinem Haus auf St. Pauli, da gebe es eine Tiefgarage. „Wenn die so ein Spinner anzündet, brennt das ganze Haus.“

Der Mann mit dem österreichisch-bayerischen Dialekt klingt nachdenklich, überhaupt nicht wie einer, der ständig die Öffentlichkeit sucht. Und doch taucht er dort mit traumwandlerischer Sicherheit auf, sobald die Zeit gekommen ist. Als im Januar dieses Jahres in Hamburg über ein Bierflaschenverbot auf der Reeperbahn diskutiert wurde, stellte Anwohner Nussbaumer die von ihm so genannte „Kiezpulle“ vor: eine weiße Plastikflasche, gedacht für Kioskbetreiber, dass sie dort den Alkohol hineinfüllten.

Bisher habe er zirka 1.100 Flaschen verkauft, sagt Nussbaumer. „Der Erlös geht an den ‚Weißen Ring‘, komplett.“ Seine Vorsitz bei den Freien Wählern hat er inzwischen niedergelegt. Bei den Europawahlen scheiterten sie mit ihrer Spitzenkandidatin Gabriele Pauli an der Fünf-Prozent-Hürde. Hamburger Spitzenkandidatin war Annette Nussbaumer, eine „Mutter und waschechte Hamburgerin“ – und Gattin von Roland Nussbaumer. WIE