Zum freiwilligen Abtritt gezwungen

ENTPFLICHTUNG In der katholischen Kirchengemeinde von Bösel im Südoldenburgischen kämpft eine Initiative für die Rückkehr ihres Pfarrers: Den hatte der Bischof unter merkwürdigen Umständen abgesetzt

Der Bischof ganz allein wird entscheiden, ob der Pfarrer eines Tages zurückkehrt

Die anstehenden Termine für Bösel im Oldenburger Münsterland verraten wenig von dem, was sich dort gerade tatsächlich abspielt. Die Wallfahrt zur „Mutter der Sieben Schmerzen“ nach Bethen steht an, eine Rosenkranzandacht, und kommenden Sonntag bittet das Offizialat in Vechta – die für den oldenburgischen Teil des Bistums Münster zuständige Kirchenbehörde – zu einer Informationsveranstaltung, um mit den Gläubigen „ins Gespräch zu kommen“.

So geht es zu in einem vom katholischen Glauben geprägten Örtchen. In sich hatte es aber gerade der letztgenannte Termin: Er wurde angesetzt, weil die Kirchengemeinde St. Cäcilia seit einigen Wochen heftig in Wallung ist über die Entpflichtung ihres Priesters.

Anfang September wurde die Personalie in den Sonntagsgottesdiensten der Gemeinde verkündet: Der Pfarrer habe den Bischof von Münster aus gesundheitlichen Gründen um Entpflichtung gebeten. Das wurde mit Betroffenheit und Bedauern aufgenommen, doch bald kamen Zweifel an dieser Darstellung auf: Der Pfarrer selbst sagte, er habe nicht freiwillig gehandelt, sondern sei gezwungen worden. Gemeindemitglieder vermuteten, die Initiative sei aus den gewählten Gremien – Pfarrgemeinderat und Kirchenausschuss – gekommen.

Das säte Misstrauen. Das Offizialat dementierte zwar, ließ aber verlauten, es habe „Hinweise aus breiten Kreisen der Bevölkerung“ gegeben: Man sei „dringend gebeten worden zu helfen“ und habe aus Sorge um die Gesundheit des Priesters gehandelt. Diese Einlassung trug wenig zur Beruhigung bei – genau so wie ein Gespräch des Weihbischofs mit den Gremien, über dessen Inhalt geschwiegen wird.

Nun hat sich eine „Gläubigeninitiative“ gegründet, getragen von Kolpingfamilie, Frauengemeinschaft, Schützenbruderschaft und Sportverein. Vor allem, sagt ihr Sprecher Heiner Meinerling, wolle man dem Pfarrer, der sich derzeit in einer Klinik aufhält, den Rücken stärken: „Er ist ein wunderbarer Seelsorger und hat uns oft gestützt.“ Viele in der Gemeinde seien enttäuscht von dem intransparenten Vorgehen: „Warum hat man nicht erst Gesundheitsmaßnahmen ergriffen“, so Meinerling, „und danach entschieden, ob der Pfarrer fähig ist, sein Amt weiter auszuüben?“ Sie sammeln Unterschriften für die Rückkehr ihres Pfarrers, gut tausend haben sie schon beisammen, insgesamt zählt St. Cäcilia 6.000 Gläubige.

Ob das hilft? „Wir wollen keine falschen Hoffnungen wecken“, sagt der Sprecher des Offizialats. Der Bischof ganz alleine werde entscheiden, ob der Pfarrer eines Tages zurückkehrt. Aber er werde, immerhin, die Unterschriftenlisten „durchaus zur Kenntnis nehmen“. FELIX ZIMMERMANN